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c) Die Desinfektion des Bilgeraums mit seinem Inhalte geschieht durch
Kalkmilch, die mit 9 Teilen Wasser verdünnt ist (Kalkbrühe), in fol-
gender Weise:
In diejenigen Teile des Bilgeraums, welche leicht durch Abheben
der Garnierungen und der Flurplatten zugänglich gemacht werden
können (Maschinen- und Kesselraum, leere Laderäume), ist an möglichst
vielen Stellen Kalkbrühe eimerweise hineinzugießen. Durch Umrühren
mit Besen muß die Kalkbrühe kräftig mit dem Bilgewasser vermischt
und überall, auch an die Wände des Bilgeraums, angetüncht werden.
Zur Desinfektion der Maschinenbilge kann an Stelle der Kalkbrühe
verdünntes Kresolwasser in gleicher Weise angewendet werden.
Überall da, wo der Bilgeraum nicht frei zugänglich ist, wird
durch die von Deck herunterführenden Pumpen (Notpumpen) und Peil-
rohre so viel Kalkbrühe eingegossen, bis sie den Bilgeraum, ohne die
Ladung zu berühren, anfüllt. Nach zwölf Stunden kann die Bilge
wieder entleert werden. Im einzelnen wird folgendermaßen verfahren:
a) Der Wasserstand in den Peilrohren wird gemessen. ·
b) 100 bis 200 Liter Kalkbrühe — je nach der Größe des Schiffes
oder der einzelnen Abteilungen — werden eingefüllt.
c) Der Wasserstand in den Peilrohren wird wieder gemessen. Zeigt
sich jetzt schon ein erhebliches Ansteigen des Wasserstandes, so ist
anzunehmen, daß sich irgendwo die Verbindungslöcher der einzelnen
Abschnitte des Bilgeraums verstopft haben, so daß keine freie
Zirkulation des Wassers stattfindet. In solchen Fällen muß wegen
der Gefahr des Überlaufens der Kalkbrühe und der dadurch be-
dingten Beschädigung der Ladung das Einfüllen unterbrochen
werden, die Desinfektion des Bilgeraums kann dann erst bei
leerem Schiffe stattfinden.
d) Steigt das Wasser nur langsam, so ist, während von Zeit zu
Zeit der Wasserstand gemessen wird, so viel Kalkbrühe einzufüllen,
als der Bilgeraum ohne Schaden für die Ladung aufnehmen
kann.
Als Anhaltspunkt diene, daß auf 1 Meter Schiffslänge erforderlich
sind: bei Holzschiffen 40 bis 60 Liter, bei eisernen Schiffen 60 bis
120 Liter Kalkbrühe.
Auf manchen Schiffen sind Rohrleitungen vorhanden, welche nicht
wie die Pumpen und Peilrohre in die hintersten Teile des Schiffs-
bodens oder der einzelnen Abteilungen, sondern in die vorderen, höher
gelegenen Teile führen. Diese sind dann vorzugsweise zu benutzen,
weil dadurch die Vermischung des Desinfektionsmittels mit dem Bilge-
wasser erleichtert und besser gesichert wird.
Auf Schiffen mit getrennten Abteilungen muß jede Abteilung für
sich in der angegebenen Weise behandelt werden.
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