Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (November 13.) 169
„Wir finden im Rappel einen längeren Artikel über die Zusammen-
setzung der französischen Fremdenlegion, in dem es u. a. heißt:
„Es befinden sich in der sogenannten Fremdenlegion 8.000 — sage
achttausend — Elsaß-Lothringer, welche durch die einfache Tatsache, daß sie
in französische Dienste getreten sind, die Tradition widerlegen, der Frank-
furter Vertrag hätte sie zu Feinden Frankreichs gestempelt — 8.000 Mann,
welche wir ausrufen hören: „Man sagt, daß wir keine Franzosen mehr seien;
hier stehen wir und beweisen, daß unser Blut Frankreich gehört!“ — 8.000
Mann, die sehr wohl wissen, daß der Tod ihr sicheres Los sein würde, wenn
man sie zu Gefangenen machte, und die trotzdem unbeugsam auf dem von
ihnen gewählten Kosten beharren. — Da dem so ist, so fragen wir: Wes-
halb setzt man nicht an Stelle des Namens „Fremdenlegion“ den: „Das
Regiment von Elsaß-Lothringen"?!"
Wir würden keine Notiz von derartigen Expektorationen nehmen, wenn
irgend ein beliebiges Blatt dieselben gebracht hätte, wir sind an Schlim-
meres gewöhnt und machen uns nichts daraus; allein für jeden, der zivili-
sierte Anschauungen besitzt, muß es auffällig sein, daß ein Blatt, dessen Eigen-
tümer nach den uns zugegangenen Nachrichten ein französischer Minister,
nämlich Herr Lockroy ist, gegen einen befreundeten Nachbarstaat in der Weise
schreiben und hetzen kann. Eine derartige Sachlage läßt in der Tat den
Schluß zu, daß die jetzige frangösische Regierung die Hetzerei zum Kriege
billigt; denn wäre dies nicht der Fall, so würde der franzöfsische Unterrichts-
minister auf seine Kollegen doch sicherlich soviel Rücksicht nehmen, daß er
nicht durch ein von ihm abhängiges Organ die Aufreizung zum Kriege
künstlich fördern ließe.
.Aber auch das läßt uns gleichgültig, und wir begnügen uns einfach
damit, den Tatbestand festzustellen, damit es für jedermann ersichtlich werde,
auf wen die Schuld fallen würde, falls der Friede nicht aufrecht erhalten
werden könnte. Daß die Politik Deutschlands auf den Frieden gerichtet ist,
dafür bedarf es keines Nachweises. Die Verantwortlichkeit einer Störung
des Friedens würde also Frankreich allein treffen."
13. November. (Das deutsch-englische Abkommen
wegen der Unruhen in Ost-Afrika.) Der „Reichsanzeiger“
bringt eine Note des deutschen Botschafters in London an den eng-
lischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten und die Antwort
des Letzteren an den Ersteren, worin von deutscher Seite eine ge-
meinschaftliche Blockade der zum Gebiet des Sultans von Sansibar
gehörigen Ostküste Afrikas mit Zustimmung des Sultans von San-
sibar vorgeschlagen wird, und außerdem Schritte. um die Mitwir-
kung von Portugal auf dem dieser Macht gehörigen Teil der Küste
zu erlangen.
Die Noten lauten:
London, den 3. November 1888.
Der unterzeichnete Kaiserlich deutsche Botschafter hat die Ehre, im
Auftragg. seiner Regierung Seiner Exzellenz dem Herrn Marquis von Salis-
bury, Minister der auswärtigen Angelegenheiten Ihrer britischen Majestät,
die folgende Mitteilung zu machen.
Angesichts der zunehmenden Ausdehnung der Feindseligkeiten, mit
welchen die Sklavenhändler arabischer Nationalität der Unterdrückung des