Convention von Tauroggen. 405
rathen ließ, daß der König sich an das französische Bündniß nicht für
immer binden wolle.
Den Ausschlag gab ein Schreiben Alexander's vom 18. December,
das bestimmt versicherte, der Czar sei bereit mit dem Könige ein Bündniß
abzuschließen und die Waffen erst niederzulegen wenn Preußen die Macht—
stellung vom Jahre 1805 wieder erreicht habe. Hier also des Königs
alter Freund und die Aussicht auf Wiederherstellung des alten Ruhmes,
dort der arge Feind, von dem York wußte, daß er nur auf Preußens
Vernichtung sann. Bewegt wie ein Mann nur sein kann kündete der
General seinen Offizieren die gefaßte Entscheidung an: „so möge denn
unter göttlichem Beistand das Werk unserer Befreiung beginnen und sich
vollenden.“ Mit hellem Jubel stimmten ihm die Getreuen zu. Am
30. December traf York in der Poscheruner Mühle bei Tauroggen mit
den russischen Unterhändlern zusammen — es waren durchweg geborene
Preußen, Diebitsch, Clausewitz, Friedrich Dohna — und unterzeichnete
eine Convention, kraft deren sein Corps in den Landstrich zwischen Memel
und Tilsit zurückging, um dort die weiteren Befehle des Königs zu er—
warten. Mehr wollte der pflichtgetreue Soldat nicht wagen. An dem
Könige war es die Verbindung mit Rußland zu befehlen. Ihm legte
York in einem Briefe, den er mit seinem Herzblute schrieb, seinen alten
Kopf zu Füßen: „Jetzt oder nie ist der Moment, Freiheit, Unabhängigkeit
und Größe wiederzuerlangen. In dem Ausspruche Eurer Majestät liegt
das Schicksal der Welt!"
Die Convention von Tauroggen hat nicht, wie ihr kühner Urheber
hoffte, den König fortgerissen zum Anschluß an Rußland; der Monarch
hatte bereits, allerdings noch zaudernd, einen neuen Weg eingeschlagen.
Sie kam sogar dem Staatskanzler sehr ungelegen, da sie ihn leicht nöthigen
konnte sein fein berechnetes Spiel allzufrüh aufzudecken. Aber sie öffnete
die deutschen Grenzen den Russen, sie ermöglichte den Ostpreußen sich für
Deutschlands Befreiung zu erheben, sie gab den Massen zuerst die frohe
Gewißheit, daß der Würfel gefallen sei. Als der Morgen des schlachten-
reichsten Jahres dieser blutigen Zeit heraufgraute, erwachte überall, wo
Friedrich's Adler wehten die alte Waffenfreude der Germanen, und weit-
hin über das preußische Land erklang der Weckruf des eisernen York: Jetzt
oder niemals!