Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Erster Teil. Bis zum zweiten Pariser Frieden. (24)

Verhandlungen in Freiburg und Basel. 535 
schen seiner Getreuen keineswegs abgeneigt, aber Metternich blieb stand— 
haft bei dem Systeme seiner Arrondirungspolitik. Er wollte die rhein— 
bündischen Höfe nicht reizen, und obwohl das Karlsruher Cabinet noch 
zwei Jahre lang durch die österreichische Gesinnung des Breisgaues leb— 
haft beunruhigt wurde, so hat doch die Hofburg niemals während dieser 
ganzen Zeit auch nur versucht mit Baden wegen des Rückfalls der vorder— 
österreichischen Lande zu verhandeln. Hardenberg sah mit Kummer, daß 
Oesterreich selber für die süddeutsche Machtstellung, welche er ihm zu— 
dachte, gar keine Neigung offenbarte. 
Nachdem die Schwankungen jener Frankfurter Tage überwunden 
waren, stellte sich rasch das natürliche Verhältniß der Parteien unter den 
Verbündeten wieder her. Preußen und Rußland forderten eine entschlos— 
sene Kriegführung, Oesterreich und England wichen der Entscheidung 
ängstlich aus. Die Spannung im großen Hauptquartiere nahm bedenk— 
lich zu. Ueberall stießen die beiden Parteien feindlich auf einander. In 
der Schweiz versuchte Metternich durch den Grafen Senfft der Berner 
Aristokratie wieder ihre alte Vollgewalt sowie die Herrschaft über den 
Aargau und das Waadtland zu verschaffen. Czar Alexander dagegen 
spielte den Gönner der liberalen Ideen, unterstützte die Landsleute seines 
waadtländischen Lehrers Laharpe und erreichte, mit Preußen vereint, daß 
die Unabhängigkeit der neuen Cantone anerkannt und also doch etwas 
von den berechtigten Neubildungen der jüngsten Jahre in das Zeitalter 
der Restauration hinübergerettet wurde. 
Der langsame Marsch gewährte den preußischen Staatsmännern 
genügende Muße um über die Friedensbedingungen zu berathschlagen. Zu 
Freiburg stellte Knesebeck in einer Denkschrift die Forderungen zusammen, 
die ihm, Angesichts der Stimmungen der Hofburg, noch erreichbar schienen. 
Während im schlesischen Hauptquartiere bereits das Verlangen nach der 
Rückerwerbung der deutschen Thermopylen, der Vogesen erhoben wurde, 
hielten sich die österreichischen Diplomaten streng an das Manifest vom 
1. December, das ihnen schon allzu kühn vorkam. Knesebeck meinte also: 
„da man einmal hingesprochen hat, daß Frankreich größer als unter den 
Königen sein, der Rhein einen Theil seiner Grenze ausmachen soll, so 
bleibe der Rhein Grenze von Basel bis Landau.““") Nur Straßburg 
hoffte er als eine freie Stadt für Deutschland zurückzugewinnen. Für 
Preußen forderte er: Sachsen, Westphalen, Berg, das linke Rheinufer 
und vor allem das gesammte polnische Land bis zum Narew. Die fixen 
Ideen der Russenfurcht ließen den pedantischen Mann nicht schlafen. 
Hardenberg aber wollte sich zunächst über Rußlands Absichten Klar— 
heit verschaffen. Daher bat er in Freiburg und nachher in Basel, wie es 
sein König schon oft gethan, den Czaren dringend um die bündige Er— 
  
*) Knesebeck's Denkschrift über die Reconstruction Preußens, 7. Januar 1814.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.