VI Vorwort.
Die quellenmäßige Darstellung einer nahen Vergangenheit, welche
fast Niemand recht kennt und doch Jedermann zu kennen glaubt, müßte
sehr geistlos sein, wenn sie nicht den Zorn politischer Gegner erregte.
Halbkenner haben zu allen Zeiten die ungeschminkte Wahrheit am schwersten
ertragen.
Auch für diesen Band muß ich die Leser um einige Geduld bitten,
zumal für seine ersten Bogen. Aus dem Gewühl der oft so kleinlichen
und abgeschmackten Händel deutscher Politik treten doch immer wieder be-
deutende Männer, große Machtfragen, fruchtbare Gedanken heraus, deren
Wirksamkeit wir heute noch spüren. Ueber dem bunten Wirrsal waltet
die Nothwendigkeit einer erhabenen Vernunft.
Noch deutlicher als sein Vorgänger zeigt der vorliegende Band, daß
die politische Geschichte des Deutschen Bundes nur vom preußischen
Standpunkt aus betrachtet werden kann; denn nur wer selber fest steht,
vermag den Wandel der Dinge zu beurtheilen. Die Macht Preußens in
unserem neuen Reiche ist von langer Hand her durch redliche stille Arbeit
vorbereitet; darum wird sie dauern. —
Berlin, 5. December 1885.
Heinrich von Treitschke.
Vorwort zur dritten Auflage.
Diese neue Auflage enthält nur wenige, unwesentliche Aenderungen.
T.
Vorwort zur vierten Auflage.
Diese neue Auflage ist noch von Heinrich von Treitschke selbst im
Wesentlichen fertiggestellt worden. Er hatte die Druckfehler bezeichnet
und auch die Richtung der wenigen thatsächlichen Verbesserungen, die er
für nothwendig hielt, angedentet. Die Revision ist mit vorsichtiger Hand
angefaßt worden. Wo Treitschke an einzelnen Stellen Zusätze zu machen
dachte, sind sie natürlich unterblieben, weil der Wortlaut nicht formulirt
war; die Zurechtstellungen Seite 385, 630 und 739 sind, so weit möglich,
mit seinen Worten geschehen, das Ganze ist durchaus der allbekannte
unveränderte Text der früheren Auflagen.