Abschluß der Kölnischen Händel. 289
MNun ging die Verhandlung, die wieder dritthalb Monate gewährt hatte,
rasch zu Ende, und am 23. Sept. wurde die Ernennung Geissels förmlich
verabredet, durch ein geheimes Übereinkommen, das zugleich die früheren
Zusagen der preußischen Krone nochmals aufzählte. In Perugia ver-
abschiedete sich Brühl von dem Papste. Gregor weilte dort in den hei-
ligen Stätten Umbriens, um ein Gelübde einzulösen; er dankte dem Könige
wie dem Unterhändler aufs wärmste und pries sich glücklich, nun in
Frieden sterben zu können.“)
Der Münchener Hof, der von dem Arnoldischen Zwischenspiele erst
spät erfuhr, hatte sich mittlerweile eifrig bemüht, den Bischof von Speier
zur Annahme des Koadjutor-Amtes zu bewegen. Geissel war mithin nicht
unvorbereitet, als er jetzt die Anfrage des heiligen Stuhls und gleich
darauf die Ernennung erhielt. Dann galt es noch das staatstreue Kölner
Domkapitel zu gewinnen, und dieser peinlichen Aufgabe mußte sich Bodel-
schwingh, damals noch Oberpräsident, unterziehen. Er fand die Mehr-
zahl der Domherren aufgebracht über die Umgehung ihres Wahlrechts,
und zugleich für die Zukunft schwer besorgt; denn sie fürchteten, nun-
mehr von einem jungen kräftigen Manne in Drostes Geiste beherrscht zu
werden. Nur mühsam konnte er sie beschwichtigen, indem er ihnen bewies,
daß die Zirkumskriptionsbulle zwar ein Staatsgesetz, aber zwischen der
Kronc und dem römischen Stuhle vereinbart sei, also auch durch gegen-
seitiges Einverständnis suspendiert werden könne. Zuletzt beschloß das
Kapitel, sich aus Gehorsam zu unterwerfen, jedoch ohne förmliche Bestim-
mung.?*?*) Auch dem Könige blieb eine Tat persönlicher Selbstüberwindung
nicht erspart. Dem römischen Abkommen gemäß gab er dem alten Erzbischof
eine öffentliche Ehrenerklärung, worin bezeugt wurde, der einst gegen
Droste erhobene Vorwurf „politisch-revolutionärer Umtriebe“ hätte sich
als völlig grundlos erwiesen. Als Thile diesen von Eichhorn entworfenen,
nachher noch durch den Monarchen eigenhändig stark umgestalteten Brief
am Geburtstage des Königs zur Unterzeichnung übersendete, schrieb er
weihevoll: „Nehmen Ew. Majestät das Geburtstagsgeschenk, das der Herr
Ihnen heute durch den Friedensschluß mit dem Erzbischof machte, wie
eine schöne Ankündigung der Friedensgedanken, die er mit Ihnen hat!““
Gewiß, der Friede war geschlossen. Aber um welchen Preis! In
der Kölnischen Sache erlangte die Staatsgewalt einen halben Erfolg, in
allen den anderen noch schwebenden kirchenpolitischen Händeln gab sie
vollständig nach, sogar in dem Trierschen Bischofsstreite, wo sie das klare
Recht für sich hatte. Der Domkapitular Arnoldi war ein frommer, mild-
tätiger Geistlicher, als Kanzelredner sehr beliebt, gut römisch gesinnt, aber
*7) Brühls Berichte, 21. Juli bis 25. Sept. 1841.
*“) Bodelschwinghs Bericht an Thile, 4. Mai 1841.
***) Thile an König Friedrich Wilhelm, 15. Okt. 1841.
v. Treitschke, Deutsche Geschichte. V. 19