Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

der Schwierigkeiten in ihrem Inneren Herr werden: Luden- 
dorff soll vor Gericht. 
Kein Napoleon hat jemals so persönliche Politik getrieben 
wie dieser Scheidemann. Scheidemann hat in gehässigster 
Form schon früher in der Nationalversammlung den General 
Ludendorff als Hasardeur angegriffen, und dieser Angriff, 
gestützt durch das ganze Schwergewicht der politischen Stellung 
des leitenden Ministere, ist so schmählich zusammengebrochen, 
daß nur ein Mann, der über eine N#lpferdhaut verfügt, diesen 
Zusammenbruch amtlich überleben konnte. Seither aber 
brütet Scheidemann, in seiner Eitelkeit gekränkt, über persön- 
licher Rache. Oie Veröffentlichungen Schiemanns und 
Hindenburgs, die Briefe des Kronprinzen und des neueren 
der verschiedensten Zeugen darüber, wie der Umsturz bei uns 
gemacht worden ist, kommen binzu; sie bedrohen das ganze 
Lügengebäude des November. ODa ist denn Gefahr im Verzuge. 
Da muß Scheidemann dreincschlagen. 
Zm alten Reichstag haben wir ihn schon einmal ganz sinn- 
los wüten hören. Heute bedarf es des Oeliriums nicht mehr, 
heute kann Scheidemann ganz kaltschnäuzig sprechen, aber 
die Sinnlosigkeit ist dieselbe geblieben, die Ausdrucksweise 
auch nicht vornehmer geworden. „Gegen die Ludendorffe- 
rei“ ruft der Ministerpräsident die Machtmittel des Staates 
auf. Er spricht von nicht gewolltem, aber tatsächlichem Landes- 
verrat. Ein sofortiges Ausnahmegesetz soll einen Gerichtshof 
gegen Ludendorff schaffen. In der ganzen Rede Scheide- 
manns findet sich aber nicht das Geringste, was die schwere 
Anklage rechtfertigen könnte. General Ludendorff ist in 
Berlin — wie wir wissen, völlig absichtslos — einer Gruppe 
nationaler Demonstranten begegnet, die aus einer von der 
Regierung begünstigten Ostmarkenversammlung aller Par- 
teien zurückkehrte. Diese Demonstranten umringten ihn ju- 
belnd, worauf er — auch das könnte Scheidemann so gut 
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