Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Als in der Paulekirche im September 1848 gerade der Satz. 
aodie Wissenschaft und ihre Lehre sind frei“ in den Grundrechten 
besprochen wurde, krachte die nördliche Kirchentür unter den 
Arthieben der damaligen Unabhängigen zusammen, derselben 
Leute, die auf die „Souveränität“ der Demokratie und ihrer 
Vertreter pfiffen und sogar zwei geheiligte Mitglieder des 
Hauses, Lichnowsky und Auerswald, bestialisch ermordet 
hatten. Damals retteten preußische Soldaten das Parlament, 
die man nur noch nicht Noske-Garde nannte. IZn der Pauls- 
kirche wurde unentwegt weiter über die Verfassung verhandelt, 
aber gerade bei den „Grundrechten“ ging der Versammlung 
der Atem aus und sie verblich eines elenden Landstreichertodes 
binter schwäbischen Hecken. Ole heutige Lage weist etliche 
beängstigende Ahnlichkeiten auf, nur daß keine Monarchie 
mehr in Aufnahmestellung steht, sobald das Parlament an 
der eigenen Unfähigkeit und dem Ansturm der neuen Außen- 
revolution zugrunde geht. Wenn dieser letzte deutsche Sou- 
verän, der im Theater zu Weimar thront, die souveräne 
Nationalversammlung, in eine wirkliche Krise gerät, die Mehr- 
beit zerfallen sieht, dann wird er, wenn durch nichts anderes, 
so doch schon durch die Lächerlichkeit getötet. Darum klebt, 
leimt, kittet man heute fieberhaft in Berlin mit allen Solo- 
kräften und gibt im Landestheater in Weimar nur eine kurze 
Matinee mit dritter Besetzung und Statisten. 
Der Schrei nach Rente 
Weimar, 14. Zuli 
Wer irgendetwas, entweder Ware oder Arbeit, in den 
Kriegejahren frei verkaufen konnte, der „machte sich gesund“. 
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