Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

berger stehen zur Debatte, ein Vertrauensvotum für sie ist 
nach westlichem Muster beantragt, obwohl dies bei unserer 
ständigen, nicht wechselnden Mehrheit eine wirklich über- 
flüssige Komödie ist. Von den drei regierenden Parteien 
halten die Abgeordneten Meerfeld, Stegerwald, Dr. Gertrud 
Bäumer ausgiebige Parteireden. Dann wird von den drei 
regierenden Parteien Debatteschluß beantragt und ange- 
nommen. So wird der Deutschen Volkspartei und der Deutsch- 
nationalen Volkspartei mit Gewalt die Nedemöglichteit ab- 
geschnitten. 
Mehr noch: eine Entschließung der Deutschnationalen, die 
ihre eigenen Leitsätze zum Wiederaufbau des Reiches zur 
Oebatte stellt, wird durch Ubergang zur Tagesordnung von 
der Besprechung ausgeschlossen. 
Mehr noch: eine interfraktionelle Entschließung aller ost- 
märkischen Abgeordneten zugunsten des bedrohten deutschen 
Ostens ist unter den Tisch gefallen und taucht als Sonder- 
resolution von nur zwei Mehrbeitsparteien wieder auf, unter- 
schrieben von zwei Süddeutschen, dem Demokraten Payer 
und dem Zentrufnemann Gröber; man nimmt also die An- 
regung im stillen Kämmerlein begierig auf und paradiert 
dann auf der Estrade mit den erborgten Federn. 
Stegerwald hat gerade vorher vom Pfauentum unserer 
Frauen gesprochen, sittliche Läuterung und wahre Freiheit 
vom Volke verlangt und die soziale Gerechtigkeit der alten 
Monarchie gepriesen. Fräulein Dr. Bäumer hat gerade 
vorher neckisch sich darüber gewundert, daß gestern ganze vier 
Minister hintereinander nötig waren, den Or. Traub zur 
Strecke zu bringen, und hat den Idealismus gepredigt, der 
die Gesamtheit über das Ich stelle. 
Und nun: krasseste Ichsucht der demokratischen Parteien, 
Vergewaltigung der Redefreiheit, Niederknüttelung der Min- 
derheit! Ein Sturm der Entrüstung erhebt sich auf der Rech- 
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