Sachsen nach der Teilung bis zum Tode König Antons.
1815—1836. «
Die letzten Jahre König Friedrich Augusts I. 1815—1827.
Die Zeit nach den Befreiungskriegen trug in ganz Europa,
besonders aber in Deutschland als Kennzeichen eine allgemeine
Abgespanntheit und Ruhebedürftigkeit. Allenthalben galt es, die
Schäden der letzten Kriegsjahre auszubessern und sich in gedeih-
lichere Verhältnisse hinüberzuarbeiten. Aber während das in
Süddeutschland unter der verfassungsmäßig herangezogenen Mit-
arbeit des Volkes geschah und in Preußen auch ohne Konstitution
die vermehrten Aufgaben der Staatsverwaltung eine umsichtige
und zielbewußte Erledigung fanden, blieben in Sachsen die Dinge
durchgängig beim alten, und an Stelle eines frischen, neuen
Lebens arbeitete man sich in einen fruchtlosen Haß gegen das
Nachbarland hinein. „Die Preußen haben uns 's Land gestohlen,
Wir werden's uns schon wiederholen! Geduld, Geduld, Geduld!“
So sang damals die Jugend auf den Gassen.
Dem heimgekehrten Könige brachte man allenthalben die
größte Verehrung entgegen. Ohne seine politische Haltung in der
entscheidenden Zeit des Frühjahrs 1813 einer Kritik zu unter-
ziehen, hielt man ihn für einen gegen Recht und Gerechtigkeit
heimgesuchten Märtyrer. Das war zweifellos auch des Königs
eigener Standpunkt. Im übrigen nahm er die Leitung des Staates
mit genau derselben Gewissenhaftigkeit, soliden Sachkenntnis und
gleichmäßigen Arbeitsamkeit wieder auf, die ihn früher aus-
gezeichnet hatte. Sein Freund und Vertrauter, der „Contino“
Marcolini, war am 10. Juli 1814, Gram im Herzen über das
Sturmhoefel, Ueschichte der sächsischen Lande. II. 1