Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

— 64 — 
von Haeften bestätigt, daß während dieses schweren Kampfes die Heerführer 
nicht abgerufen werden könnten und nimmt die Oberste Heeresleitung gegen die Ansicht in 
Schutz, als ob sie eine Verschiebung der Verantwortlichkeit beabsichtigt habe, in dem er 
die Entstehungsgeschichte des Telegramms darlegt. Er nehme an, daß Exzellenz Luden. 
dorff von dem Telegramm überhaupt keine Kenntnis habe. 
von Paher meint, daß eine schriftliche Auskunft der andern Heerführer nicht 
genüge, sie müßten sich von dem Kabinett im Notfall durch ihre Generalstabschefs ver- 
treten lassen. Ohne eine Aussprache mit ihnen könne das Kabinett die Verantwortung 
vor dem Vaterland nicht tragen. 
Der Reichskanzler erklärte, wegen der Anhörung anderer Heerführer habe er 
Seiner Majestät Vortrag gehalten und erwarte noch im Laufe des Tages die Ent- 
scheidung des Kaisers, von der seine weiteren Schritte abhängig seien. Man müßte damit 
rechnen, daß Hindenburg und Ludendorff die Zuziehung persönlich nehmen würden, wenn 
uber die Nachrichten für das Kriegskabinett nötig seien, müsse das Erscheinen der beiden 
Herren veranlaßt werden. 
Nr. 55. 
Sitzung 
des engeren Kabinetts vom 17. Oktober 1918. 
Anwesend: 
Der Reichskanzler, 
der Vizekanzler, 
die Staatssekretäre des Auswärtigen Amts, des 
Reichsschatzamts, 
der Vizepräsident des Preußischen Staats- 
ministeriums, 
Die Staatssekretäre Groeber, Haußmann, Scheidemann! 
Unterstaatssekretär Wahnschaffe, 
Ministerialdirektor Deutelmoser. 
Der Reichskanzler eröffnet die Sitzung um 11 Uhr 20 Minuten mit der Mit- 
teilung, daß er ein Telegramm Seiner Majestät erhalten habe, wonach außer dem 
Ersten Generalquartiermeister noch andere Heerführer zu hören sein würden. Dies habe 
er dem General Ludendorff mitgeteilt. Der General habe in großer Erregung geant- 
wortet, dann würde er sofort seinen Abschied nehmen und mit 
ihm Generalfeldmarschall Hindenburg. Es musse jetzt erwogen 
werden, wie man sich zu dieser Folge stellen solle. Seiner Ansicht nach solle man zunächst 
die Ausführungen Ludendorffs entgegennehmen und sich erst dann entscheiden. 
Solf berichtet, daß ihn heute morgen zu ungewöhnlich früher Stunde der Abge- 
ordnete Rießer aufgesucht und ihm gesagt habe, das Vertrauen der nationalliberalen 
Partei auf General Ludendorff sei so erschüttert, daß sie erwarte, die Regierung werde 
sich bei ihrem Entschluß nicht nur auf Hindenburg und Ludendorff stützen, sondern auch 
andere Feldherren hören.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.