Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Auch in Neuwied bin ich oft gewesen, in Monrepos und im 
Segenhaus. Bei diesen Gelegenheiten habe ich Roggenbach oft ge- 
troffen und näher kennen gelernt, einmal auch die damalige Fürstin, 
spätere Königin Elisabeth von Rumänien gesehen. Unter ihrem 
Dichternamen Carmen Sylva hat die Königin u. a. auch hübsche 
Gedichte vom Rhein und seinen Wenschen veröffentlicht („Bonn, 
Bonn, es liegt an dir — daß man bummeln mußl“). Auf mich 
machten damals, wie ich mich entsinne, besonders ihre schönen großen 
Augen und ihre religiöse Gesinnung großen Eindruck. 
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Es war damals die Zeit, da die Wogen des unseligen Kultur- 
kampfes sich noch immer nicht legen wollten. Auch ich kann davon 
ein eigenes Erlebnis aus meiner Bonner Zeit berichten. 
Der Königliche Oberforstmeister v. Kalktsch gab in den Staats- 
forsten in der Gegend von Orantenstein die übliche „Königliche Jagd“, 
zu der Offiziere des Königs-Husarenregiments, eine Anzahl Borussen, 
darunter auch ich, sowie eine größere Anzahl von Angehörigen des 
rheintsch-westfälischen Adels eingeladen wurden. Da diese nicht recht- 
zektig auf dem Sammelplatz im Walde zur Stelle waren, ließ Ober- 
forstmeister v. Kalltsch zwek kleinere Treiben ohne sie nehmen. Nach 
dem zweiten Trieb traf wenigstens Graf Wolff-Metternich-Gracht 
auf seinem schönen Biererzug bei uns ein, anscheinend sehr verstimmt, 
nahm er sogleich nach der Vorstellung Herrn v. Kalitsch und meinen 
Hofmarschall v. Liebenau zu einer Besprechung beiselte, die offen- 
sichtlich sehr peinlichen Charakters war. Während zu meiner Ver- 
wunderung Oberforstmeister v. Kalitsch alsbald nach deren Beendigung 
das nächste Treiben befahl, ohne daß die noch erwarteten Jagdgäste 
angekommen waren, klärte mich Herr v. Kiebenau auf. Die übrigen 
Herren des rheinisch-westfälischen Adels, denen meine Teilnahme 
vorher nicht bebannt gewesen war, hätten mich bei ihrem Hotel in 
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