Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

schluß daran forderte der Herzog mich zu einem Rundgang durch sein 
Flaggschiff auf, ein verbessertes und verlängertes Modell unserer Kaiser— 
klasse, das von Kapitän Heneage, seinem Flaggkapitän und Stabs- 
chef, kommandiert wurde. Dann fuhr ich die stattliche Reihe der 
englischen Schiffe entlang, um sie mir näher anzusehen. Die Typen 
waren sehr verschieden. Am längsten und schönsten war das Linien— 
schiff „Warrior“, das erste und alteste gepanzerte Kriegsschiff der bri- 
tischen Marine. Die Namen der übrigen Schiffe des Geschwaders 
waren „Hercules' (Elaggschiff), „Hector“, „Baliant", „ Defence“, 
„Repulse“, „Benelope“ und „Lord Warden". Einige waren noch als 
Zwei= oder Dreidecker gebaut und später durch „Rasieren“ der oberen 
Batterien und Auflegen von HBlatten auf die Schiffssekten zu Panzer- 
schiffen umgewandelt worden. Der Gesamteindruck des Geschwaders 
war aber großartig und sehr ansprechend, da sämtliche Schiffe voll- 
getakelt waren. Mit Wohlgefallen ruhte das Auge des Beschauers 
auf den himmelhohen Masten und den gewaltigen Rahen. 
Der Herzog von Edinburgh hatte außer seinem Flaggschiff eine 
hübsch eingerichtete Dampfpacht „Lively“ zur Verfügung, die neben 
dem „Hercules“ verankert war, sie wurde von Commander Le Strange 
kommandiert. An Bord der Bacht befand sich als Gast der berühmte 
englische Operettenkomponist Sir Arthur Sullivan, dessen reizende 
Stücke „H. M. S. Binafore“ und besonders der „Mikado“ über alle 
Bühnen gegangen sind. Nach den kleinen Brivatdiners, die Heinrich 
und ich bei unserem Onkel an Bord seiner Bacht einnahmen, pflegte 
Sullivan sich häufig ans Klavier zu setzen und uns aus seinen Kom- 
positionen vorzuspielen. 
Am Abend gaben Heinrich und ich unserem Oheim und seinen 
Kommandanten im Auftrage unseres Großvaters ein Bankett, bei 
dem Heinrich und der Herzog Trinksprüche wechselten. Nach Tisch 
machte der Herzog mich mit seinen Kommandanten näher bekannt, 
unter denen sich auch ein riesengroßer Herr mit blaurotem Gesicht 
265
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.