Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

I## mit innerem Widerstreben ergreife ich die Feder, um die 
kurze Regierungszeit meines Baters zu schildern. Sie war so 
voll Leid und Schmerz, aber auch von Kabalen und Intrigen erfüllt, 
daß mich die Erinnerung daran noch heute gleich einem furchtbaren 
Alp bedrückt. Doch sei nun gesagt, was im Rahmen dieses Buches 
gesagt werden muß. 
J. 
In tiefer Trauer um meinen geliebten Großvater stehend, hatte 
ich dennoch keine Muße, meinem Schmerz nachgeben zu können. 
Denn da mein Vater in der Fremde weilte, fiel die Last der mit 
dem Regierungswechsel verbundenen Maßnahmen, sowie der An- 
ordnungen für die Aufbahrung und Beisetzungsfeierlichkeiten, denen 
oft die telegraphische Befragung meines Baters vorangehen mußte, 
auf meine Schultern. 1 
Die nächste Aufgabe war, festzustellen, auf welchen Namen die 
Truppen vereidigt werden sollten. Auf die Anfrage erfolgte aus 
San Remo die Anweisung: Seine Majestät wolle den Namen 
Eriedrich IV. annehmen. Fürst Bismarck erklärte dies mit aller Ent- 
schiedenheit für unmöglich, da das 1871 gegründete Deutsche Neich 
nichts mit dem alten Römischen Reich Deutscher Nation zu tun 
habe. Als König von Preußen sei Seine Mazjestät Friedrich III. und 
führe, da der König von Preußen zugleich Deutscher Kaiser sei, folge- 
richtig als solcher denselben Mamen. Albedyll und ich stimmten dem 
uneingeschränkt zu, und ein entsprechendes Telegramm wurde sofort 
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