Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

lassen. — Der mir das Leben gegeben, es mir erhalten und vor allen Ge— 
fahren behutet, wie reich, wie überreich hat er mich gesegnet mit irdischen und 
geistigen Segnungen, wie seine treue Liebe mir kund werden lassen, wie vor 
allem darin seine Gnade mir offenbart, daß er mich hat unterweisen lassen 
von frühester Jugend an in den heilsamen Lehren seines Sohnes, so daß 
lich nun diese feierliche Stunde, nach der meine Seele sich gesehnt, begehen 
kann, um Ihm, meinem himmlischen Bater, und Ihm, dem Sohne, meinem 
Herrn und Helland, das Gelübde der Treue darzubringen und zu bestätigen, daß 
ich in meinem Taufbunde verharren will bis an mein Ende. — Jal in dieser 
Stunde voll Lob und Dank ist meine Seele zu heiligen Gelübden, brünstigen 
Gebeten bereit! Und so gelobe ich denn vor Gokk, dem Allwissenden, als der 
in mein innerstes Herz sehen kann, und vor dieser ganzen christlichen Ber- 
sammlung Ihm, den ich durch Jesum Christum erkannt als den allmächtigen 
und allweisen Schöpfer, Erhalter und Regierer der Welt, als den heiligen und 
gerechten Lenker und Leiter der Geschicke der Menschheit wie sedes Einzelnen, 
aber auch als den liebenden, barmherzigen und gnädigen Bater, der uns in 
Christo zu seinen Kindern annimmt und unser Gebet hört und erhört, — 
Ihm will ich in kindlichem Glauben ergeben bleiben mein Leben lang, auf 
Ihn hoffen, auf Ihn vertrauen, daß Er in allen schweren Aufgaben des spä- 
teren Lebens, sowie unter allen Leiden, auch mir mit Seiner Hilfe und 
Seinem Troste werde nahe sein — Ihm will ich wie heute so immer wieder 
danken, für Seine Gnade, die Er mir in Christo hat offenbar werden lassen, 
an welchen ich glaube als den eingeborenen Sohn Gottes, meinen Heiland, 
der mich von allen Sünden erlöst und mir das ewige Leben erworben hat 
durch seinen bittren Tod am Kreuze. Es soll mein eifrigstes Bemühen sein, 
mit Ihm und durch Ihn mit Gott in steter Gemeinschaft zu bleiben, die 
Kraft zur Heiligung vom Heiligen Geist mir täglich zu erbitten, und das durch 
die Taufe in mir geborene geistige Leben durch das Alkar-Sakrament zu 
nähren und zu befestigen, um so zu immer klarerer Erkenntnis des göttlichen 
Wesens zu gelangen, und zu immer vollkommenerer Erfüllung seines heilligen 
Willens zu erstarken. Jal mein Glaube an Gott und meinen Herrn und 
Heiland soll sich vor allem in der Erfüllung der heiligen Gebote betätigen, 
vornehmlich des Gebotes, das Christus selbst mich als das größte hat kennen 
lehren. — All mein Loben und Danken und Geloben gipfelt heute in dem 
Gelöbnis: Ihn, der mich also gelkebet, will ich wieder lieben von ganzem 
Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte, und 
diese meine Gottesliebe soll sich bewähren in der Liebe zum Nächsten. — In 
kindlicher Liebe will sch den Meinen ergeben bleiben, den teuren Großeltern 
und Eltern, in freudigem und willigem Gehorsam ihnen unterkan sein und 
ihnen auf fede Weise wohl zu gefallen suchen. — In treuer Llebe will ich mit 
meinen Geschwistern und Verwandten verbunden bleiben, liebevolle Teil- 
nahme für ihr Wohlergehen soll steks mein Herz bewegen. Aber sodann soll 
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