mit den Großfürstinnen die Thronstufen erstiegen und sich aufgestellt hatte,
trat der Standartenträger der Kosaken vor, und an einem kleinen Altar schwor
der Thronfolger den Fahneneid. Nach beendigter Feier stimmten die zunächst-
stehenden Musikkorps den Marsch der Fahnen an — derselbe, der für das
Erste Garderegiment Präsenciermarsch ist — und marschierten die Fahnen
bei uns vorbei zu den Deputationen zurück, sodann ging der Zug in die
Gemächer zurück, wo wir bald auseinander gingen. ,
Um noch einige Notizen hinzuzufügen, so will ich zuerst erwähnen, daß
Deine Idee, mich hierher zu senden, von allen mit der größten, ungeschmink-
testen Freude begrüßt worden ist, der mein Empfang vollkommen entsprach.
Auch im PBublikum scheint man sehr zufrieden zu sein. Die Familie, be-
sonders die Mazestäten, sind sehr belkebt. Mit dem Kaiser allein habe ich noch
nicht sprechen können, mit Herrn v. Giers werde ich heute sprechen und mich
Deiner Aufträge entledigen. Das Demeni über die bulgarische Sache in
der Norddeutschen Allgemeinen scheint hier sehr beruhigend zu wirken, da
man nicht ganz klar sah, was daraus werden würde.
Wilhelm Prinz von Preußen.
Nr. 8.
(Zu Seite 200.)
Prinz Wilhelm an Kaiser Wilhelm I.
Winterpalais 10. V. 1884.
Bericht
über die heute Morgen stattgehabte
Konversation mit Sr. Mazjestät dem Kalser.
Als ich heute Bormittag zu Sr. Majestät fuhr, um mich in meiner neuen
Uniform als Chef des Regiments Wiborg No. 87 zu melden, empfing er
mich äußerst gnädig, und äußerke indirekt den Wunsch, ich möchte doch
Moskau nicht versäumen. Da ich gehört hatte, daß im Bublikum hier darauf
ein großer Wert gelegt werde und wußte, daß Se. Majestäc der Kaiser es
gern sah, so glaubte ich nach Deinen Intentionen zu handeln, wenn ich diesen
Wunsch erfüllte. Um so mehr als derselbe sich innerhalb des von Dir gegebenen
Rahmens erfüllen läßt. Ich werde, wenn alles gut abläufe und wenn Gott
hilft, am 28. mich bei Dir melden können. Ich fand nun bald eine Gelegenheit,
um Deinem Wunsch gemäß den Keiser über die bulgarische Angelegenheit
zu beruhigen, und ging derselbe ganz frel und offen darauf ein. Ich habe
ihm im ganzen gesagt, was ungefähr daran wäre, und welche Position Du
von Anfang wie auch der Fürst-Reichskanzler dazu genommen und danach
gehandelt hättest. Daß selbstverständlich niemals von mariage die Rede sein
könne, und dem Resche nichts an dem Fürsten und seinem Lande gelegen sel-
Sekret!
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