einer Gans. Das Tier, dem der Hals eingeseift war, wurde an
den Ständern, Kopf nach unten, aufgehängt. Dann wurden die
Wettbewerber in Karren darunter vorbeigezogen, und in diesem Augen-
blick mußten sie nach dem Hals der Gans greifen. Da dieser stark
eingeseift war, glitten die Hände der Bewerber unter dem lauten
Geschrei der Zuschauer oftmals ab, und schließlich wurde meist dem
Tier, das verzweifelt um sich biß, der Kopf abgerissen. Es war
eine Tierquäklerei, die uns sehr abstieß. — Zu erwähnen ist noch aus
Blankenberghe, daß König Leopold uns sehr schönes Obst zu schicken
pflegte, daß aber Hinzpekers spartanische Grundsätze es uns auch hier
nicht erlaubten, das fsüß duftende Geschenk zu verzehren. Wir sollten
eben keine Sypbariten werden.
Im Frühfahr des nächsten Jahres mußte mein Bruder Heinrich, der
in seiner Jugend recht schwächlich war, eine Kur machen. Ich wurde
nach Oepnhausen — oder Rehme, wie der Badeort damals hieß —
ebenfalls mitgenommen, außerdem unsere drei Kameraden Mortimer
v. Rauch und die beiden Brüder Bunsen. Hinzpeter betreute uns alle.
Wir machten zahlreiche Ausflüge, von denen der nach der sagenumwobe-
nen Burg des berühmten Sachsenherzogs Wittekind mir besonders in
Erinnerung geblieben ist. Auch technische Einrichtungen wurden wse im-
mer besichtigt. So waren wir einmal wieder in einer Glasbläserek in der
Porta Westfalica, wo ich selbst eine Flasche geblasen habe. Es machte uns
besonderen Spaß, daß die Arbeiter zwischen „Flaschen“ und „Bou-
teillen“ streng unterschieden: erstere waren Bier-, letztere Weinflaschen!
Ein andermal befuhren wir ein Kohlenbergwerk, das Krupp ge-
hörke, ich brachte aus den Stollen Stüche mit Abdriücken von Palm-
blättern und andere prähistorische Zeugnisse mit herauf und habe sie
lange als Andenken besessen. Am bedeutsamsten aber war wohl mein
Besuch bei Krupp in Essen. Die für die damaligen Verhältnisse
gewaltigen Werke machten nachhaltigen Eindruck auf mich, vor allem
tat es mir der große tausendpfündige Dampfhammer an, der damals
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