Als wir so weiter ritten, rief plötzlich ein Mann aus dem Gedränge,
welches laut brüllte und jubelte, mir zu: „Wilhelmken, Wilhelmken,
leben Sie man hoch!“ Ich lachte in mich hinein und ritt weiter.
So gings die ganzen Linden herunter, bis der Kaiser sich an
seinem gewöhnlichen Platze aufstellte. Dort ließ er die Truppen an
sich vorbeimarschieren. Er führte selbst einige Regimenter vor der
Kaiserin vorbei und verlieh eigenhändig dem Fahnenträger seines
Regiments (Königs-Grenadierregiment), zwei anderen und einem
Offizier das Eiserne Kreuz I. Klasse. Die Akademie war sehr hübsch
ausgeschmückt, denn zwischen jedem Fenster war das Gemälde eines
Generals. Während der Barade wurde Prinz Albrecht Bater ohn-
mächtig und mußte fortgetragen werden, er war ein wenig vom
Schlag gerührt worden.
Nachdem die Barade vorüber war, ritt der Kaiser und wir alle
nach dem Schloßplatz, wo die Truppen aufgestellt waren. Vor dem
verschleierten Denkmal war ein rotes, mit Gold verziertes Belarium
aufgespannt, unter dem die Kaiserin und all die Großherzoginnen,
Herzoginnen, Fürstinnen und Prinzessinnen standen. Als gebetet
wurde, nahm der Kaiser in der brennenden Sonne seinen Helm abl
Da bekam ich große Angst für ihn. Nach dem Gebet winkte der
Kaiser mit dem Degen, und unter Kanonendonner, Wusik und Hurra-
geschrei fiel die Hülle, und eine große NReiterstatue von Bronze kam
zum Vorschein. Vor ihr auf den Stufen lagen die erbeuteten 76
französischen Adler. Als der Kaiser an mir vorbeiritt, legte er seine
Hand auf meine Schulter und sagte: „Diesen Tag wird Er auch nicht
vergessen!“ Ich ritt dann nach Hause.
Die ganze Einzugsfeier machte mir einen sehr schönen Eindruck.
Doch gestehe ich offen, daß während des ganzen Ritts die Linden
herunter und während der Parade ich keine Zeit zum Denken gehabt
habe, ich war zu sehr mit Staunen und Hören beschäftigt, und leider
machte die Enthüllung keinen erhabenen Eindruck.»
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