Er war ein pädagogisch sehr begabter Mann, dem ich viel Sym—
pathie entgegengebracht habe — Liebe zum mathematischen Studium
konnte er mir freilich auch nicht beibringen.
In Chemie lehrte uns die Grundbegriffe unsere Mutter. Dann
gab uns hin und wieder James Hofmann, der Sohn des bekannten
Chemikers A. W. v. Hofmann einige Unterrichtsstunden, später kam
letzterer selbst auch mehrere Male. Aber ein eigentlicher Unterricht
war das alles nicht zu nennen.
Mademoiselle Darcourt gab nach wie vor Französisch#= daneben
unterrichtete in französischer Literaturgeschichte Monsieur Fievek- ein
kleines vertrocknetes Männchen. Ein Mister Fox, der Sohn eines
Gesstlichen aus M#em Forest gegenüber der Insel Wight, ein stiller, feiner
und feierlich auftretender Mann, den ich sehr gern gehabt habe, gab
damals englischen Unterricht. Er hat mich später oft besucht, wenn
ich nach England kam.
Jeichnen hatten wir zuerst bei Professor Eichen, an den ich sonst
weiter keine Erinnerung habe. Dagegen entsinne ich mich deutlich
eines Malers Schlegel, eines verwachsenen Mannes, der viel in
Italien geweilt hatte und in deutscher Schwärmerei nicht genug vom
Lande seiner Sehnsucht erzählen konnte. Diese Begeisterung trug
ihm bei uns losen Knaben den Spitznamen „Signor Schlegeliano“
ein. Wir mußten bei ihm nach der Natur besonders Bäume zeichnen,
zum Wischen wurde Schwarzbrot genommen. Das gefiel uns aus-
nehmend, Schwarzbrot kannten wir kaum — und so zogen wir es
vor, das Brot seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen und es
aufzuessen! Signor Schlegeliano war dann immer sehr entsetzt über
unsere materkalistische Gesinnung. Im Winter 1873/74 nahmen
wir mit unserer Mutter im Kunstgewerbemuseum an den Unter-
richtskursen im Elementar= und Ornamentzeichnen teil, die unter
Professor Kachels Leitung standen. Dieser Unterricht sagte uns
aber Iin keiner Weise zu, wir fanden die Noachzeichnung griechischer
63