den wir ebenfalls oft besuchten, wußte viel aus der großen Zelt zu
erzählen. Sowohl sein berühmtes Gemälde von der Proklamation
in Versaflles wie die meisten anderen Werke von ihm habe ich ent-
stehen sehen. Meine Eltern waren die besonderen Gönner des
Künstlers und ktrugen viel dazu bei, seine Anerkennung durchzusetzen.
Meine Mutter war Patin zweier seiner Kinder und hat sie selbst
über die Taufe gehalten. In meiner Regierungszelt hat Werner später
noch die schönen Deckengemälde der Kuppel des Berliner Doms ge-
malt. Aicht weniger groß war meine Freude, wenn es, was oft
geschah, zu Adolf v. Menzels Atelfker ging. In welchem Maße ich
den großen Künstler geschätzt und verehrt habe, ist wohl noch zu
allgemein in Erinnerung, als daß ich es hier besonders zu betonen
brauchte. In meiner Jugendzeit habe ich ihm einmal mit meinem
Bruder Heinrich für ein Bild der Potsdamer Parade von 1873 an-
läßlich der Anwesenheit des Königs von Italien Modell stehen
müssen. Leider ist das Bild nicht ausgeführt worden, obwohl mein
Großvater den von Menzel eingereichten Entwurf ausdrücklich ge-
nehmigt hat.
Von Gustav Richter, der viel im Hause meiner Eltern verkehrte,
sah ich, wie er seinen „Bpramidenbau“ malte.
Auch den hochbegabten Maler Knille, bei dem meine Mutter
zestwellig Malunterricht nahm, haben wir bei seinem Schaffen be-
wundert. Ich fand insbesondere großes Gefallen an seinem Tann-
häuserbilde und den aus Scheffels „Ekkehard“ entnommenen Motiven,
auch eine Zeichnung Papst Gregors VII., die bei meiner Mutter hing,
habe ich sehr geschätzt.
Mi#t besonderer Vorliebe ging ich stets zu August v. Heyden, er
ließ mich einen tiefen Blick in die deutsche Sagen= und Märchen-
welt tun, die er in seinen Bildern bevorzugte. Mir gefiel nächst
seinen Bildern aus der Parzivalsage vornehmlich der Walkürenritt,
den ich in Ausführung meines alten Planes später gekauft habe.
68