220 Studien über
Zusammenhang zwischen Gantenzahl und Veriheilung des Grund-
besilzes sich auch sehr leicht erklären lässt. Fürs Erste dadurch,
dass in den Gebieten mit Grossbesilz eine Menge Personen als
Dienstboten bei den Bauern stehen, welche in den Gebieten mit
Kleinbesilz Kleinhäusler oder Taglöhner sein würden. Damit
mindert sich offenbar dort im Vergleiche zu hier die Zahl der
selbstständigen Wirthschaflen und zwar gerade derjenigen, deren
Nahrungsstand am ungesichertsten ist, welche am leichtesten den
schlimmen Einflüssen einer vorübergehenden Nothzeit zum Opfer
fallen, weil sie gar wenig zuzuselzen haben. Sodann aber er-
klärt sich der bezeichnete Zusammenhang dadurch, dass in den
Gebieten der ersteren Art eine Haupiursache der vielen Ver-
gantungen sich nicht so entwickeln konnte, wie in den Distrikten
des entgegengesetzten Systems, nämlich die unvernünflige Stei-
gerung der Preise vom Grundbesitz und die dadurch veranlasste
übertriebene Verschuldung, dem jetzt ein um so stärkerer Rückschlag
entspricht. Denn, wie. schon oben erwähnt worden, der kleine
Bauer kauft Grund und Boden als Arbeitsgelegenheit, nicht um der
Kapitalrente willen, oder, was im Wesentlichen das gleiche ist,
er rechnet seine Arbeit nicht unter die Kosten; der grössere Bauer,
der Dienstboten und Taglöhner zahlen muss, kann das nicht thun,
sondern muss nothwendig die Arbeitskosten vom Rohertrag abziehen,
wenn er aus dem Ertrag den Werth des Grundstücks berechnet.
Daher überall die verhältnissmässig billigeren Preise grösserer
Bauerngüter gegenüber von den enormen Preisen der Stückchen
Feld unserer Kleinhäusler und bäuerlichen Taglöhner.
Schwerlich wird man, wenn man alle hier mitgetheilten That-
sachen und die darauf gegründete Vergleichung betrachtet, eine.
andere Erklärung für die auffallende Verschiedenheit in der Zahl:
der Vergantungen auffinden können als die angegebene. Ist sie
aber richtig, ist es wirklich so, dass die verhältnissmässig geringere
Vertheilung des Grund und Bodens die Ursache des so ungleich
viel bessern Standes der Dinge im Oberland und im Nordwesten
des Jagstkreises ist, und dass andrerseits die übertriebene Ver-
kleinerung des Besitzes in den andern Theilen des Landes davon
die Schuld trägt, dass die jetzige Nothzeit so schwer ertragen
wird, dann wird man auch die Frage nicht abweisen können,