402 Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover
Steinkohlen, bei zollfreiem Absalze nach dem Inneren in Aus-
sicht steht. Auch darf man für den künftigen Importhandel Har-
burgs die Bedeutung des an die Stelle der Freihafenqualität
iretenden Niederlagerechts nicht zu gering anschlagen.
Der Transithandel ist dadurch erleichtert, dass nach Separ.
Art. 7 die in hannoversche Hafenplätze nach freien Niederlagen
wasserwärts eingeführten und ebenso wieder ausgeführten Waaren
vom Transitzolle befreiet sind; derselbe Artikel lässt'auch auf
sechs näher bezeichneten hannoverschen Transitrouten die seit-
herigen niedrigen Durchgangsabgaben fortbestehen.
Im Interesse der Rhederei stipulirt der Separ. Art. 14 des
Vertrages, dass angemessene Vergütungen an die Erbauer von
Seeschiffen mit Rücksicht auf die durch die Zollgesetzgebung
herbeigeführte Vertheuerung der metallenen Schiffbau- und Aus-
rüstungsmaterialien auf Vereinsrechnung gewährt werden sollen.
Der hannoversche Schiffsbau wird also nicht ungünstiger gestellt
werden als der preussische, und sollen zum Gedeihen desselben
weitere Begünstigungen erforderlich sein (z. B. Zollfreiheit für
ostseeisches Schiffsbauholz), so steht es der hannoverschen Re-
gierung frei, dieselben auf einseilige Rechnung zu gewähren. —
In der Binnenschifffahrt (Cabotage) sind die hannoverschen Schiffe
den preussischen durch den Vertrag völlig gleichgestellt worden.
Das ganze Land behält die bisherige Handelsfreiheit hin-
sichtlich der Ausfuhr seiner Erzeugnisse nach dem Auslande,
erlangt aber daneben den zollfreien Absatz derselben nach den
Zollvereinsstaaten.
Der bisherige Importhandel wird mancherlei Aenderungen im
Einzelnen erleiden; namentlich werden manche Fabrikate künftig
in grösseren Quantitäien aus dem Zollvereine und in geringeren
Quantiläten aus England, Frankreich, Belgien bezogen werden ').
1) Das merkantilische Ergebniss des Zollvereins ist bisher in aller Kürze
Folgendes gewesen:
Der Consum und damit auch der Handel mit Colonialwaaren und anderen
ausländischen Consumtionsartikeln hat trotz des höheren Zolles mit der Ent-
wickelung der Industrie und des dadurch verbreiteten grösseren Wohlstandes
weit über die Zunahme der Bevölkerung hinaus zugenommen; die Einfuhr
von Fabrikaten hat abgenommen, weit mehr aber die Einfuhr von Roh-