420 Studien über württembergische Agrarverhältnisse.
arm sind, um einen Pflug und Zugvieh zu besitzen und anzu-
wenden, und will damit etwas zur Regel machen, was immer
nur sellene Ausnahme bleiben kann oder sollte }).
Am nächsten liegt drittens der Gedanke, von der Auswan-
derung Hülfe zu erwarten. Aber noch in keinem Jahre hat die
Auswanderung den durchschnittlichen, gegen Ein Prozent be-
tragenden, Zuwachs der Bevölkerung erreicht ?), und schwerlich
wird sie auch nur auf die Dauer von einigen Jahren diese Höhe
erreichen. Dazu sind die Kosten der Auswanderung offenbar
zu hoch. Auch ungerechnet die unvermeidlichen Verluste beim
Verkauf derjenigen Besitzstücke, welche der Auswanderer nicht
mit sich nehmen kann, betragen dieselben für unsre Leute von
dem Ort der Heimath bis zu solchen Orten in Amerika, wo die
Einwanderer ohne Kapital sichere Arbeitsgelegenheit, jene mit
Kapital käuflichen Grundbesitz finden, durchschnittlich über hun-
dert Gulden für den Erwachsenen. Das ist aber für unsere Ver-
hältnisse eine ziemlich hohe Summe. Eine Familie, die auf jeden
Kopf soviel Vermögen besitzt, gilt noch gar nicht als besonders
arm oder hoffnungslos, ist es auch im Allgemeinen nicht. Im
1) Sehr gut sagt der Verfasser eines Artikels über französische Agri-
kulturzustände im Quarterly Review LXXIX S. 204: The plough is the first
and most effective instrument of national prosperity, nay, of national exi-
stence; and whatever system tends to render impossible or even to.impede
a broad and general arable cultivation, is ruinous even to the small pro-
prietors, it seems to favour, and fatal to the nation, whose surface it seems
to turn into a spadewrought garden. — The true principle of beneficial
culture is, that gardens should be gardens and fields fields, and that, how-
ever valuable gardens are as auxiliaries to the sustenance and comfort
of their possessors, it is only by a broad system uf field agriculture, that
nalions can be [ed.
2) Die stärkste Verminderung mittelst Auswanderung hat_die Zahl der
Angehörigen Württembergs im Jahr 1852 erfahren. Sie betrug etwa 14000
Seelen. . Da nun in diesem Jahr auch die Zahl der Geburten um etwa 8500
zurückgieng, so trat wirklich eine Verminderung der angehörigen Bevöl-
kerung ein. Sonst ist im Durchschnitt der letzten zehn Jahre die Zahl
der Geburten 70,998, der Gestorbenen 55,148, die Differenz also über
15000. Die Durchschnittszahl der Ausgewanderten nach Abzug der Ein-
gewanderten ist 4466. Nächst 1852 war die stärkste Auswanderung 1846—47
mit 8,939.