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politischen Gebilden zusammen. So erkennen die Fulbe die Oberherrschaft
des Emirs von Yola am Benuẽ an, und dieser entrichtet einen Tribut an
den Sultan von Ssokoto zwischen Benuẽ und Niger. Dr. Kurt Hassert in
seinem trefflichen und ausführlicheren Buche „Deutschlands Kolonien“
bezeichnet diesen letzteren geradezu als Fulbekaiser. Sein Einfluß soll aber
dem Deutschen zu weichen beginnen und ihn veranlassen, sich auf das
Gouvernement zu stützen. Die Ursache liegt nahe. Die Engländer haben
vor zehn Jahren den Emir von Yola, der ihrem Handel sich hinderlich
in den Weg stellte, vertrieben und dafür einen Bruder desselben eingesetzt.
Danach ist man zu der Annahme berechtigt, daß diese Herrscher Inner-
afrikas in Zukunft gelindere Saiten aufziehen werden, welche der Bereit-
willigkeit ihrer Völker entsprechen, mit den Weißen und untereinander in
Frieden zu leben.
Ihre Karawanen machen in unseren Häfen ein gutes Geschäft mit
Gummi, Elfenbein, Lederarbeiten, Pferden und Eseln.
Adamaua bildet die Wasserscheide zwischen dem Benuék und den dem
Schari und Tsadsee zufließenden Strömen. Es zählt viele volkreiche
Städte. So hat Ngaundere 30 000, Yola 200000, Tibati 12000 Ein-
wohner; Tikar, Banyo, Bubandjika sind ebenfalls namhaft. Es sind
Brennpunkte des Verkehrs und Warenumsatzes und durch Wall und
Graben befestigt, welche zugleich das nötige Ackerland mit einschließen.
Die Fulbe üben die Herrschaft über die umwohnenden Bouluneger aus
und verkaufen diese als Sklaven nach dem Sudan. Die große Expedition
unter Hauptmann Dominik, welche 1901 ins Werk gesetzt wurde, hat
darüber Klarheit verschafft, inwieweit Deutschland auf dem eigenen Ge-
biet hiergegen einzuschreiten haben wird.
Im Mai 1904 fand am Croßfluß nahe der englischen Grenze ein
Aufstand statt; die Banyoncho töteten den Grafen v. Pückler-Limpurg,
der dorthin eine Expedition unternommen hatte; auch die Angestellten
der Nordwest-Kamerun-Gesellschaft ereilte ein gleiches Schicksal. Viele
Faktoreien wurden zerstört.
Hier stellte der Bezirkshauptmann Geo A. Schmidt von Edea die
Ordnung wieder her.
Auch fand April 1905 bei Kam im Sango-Ngoko-Gebiet, zwischen
Njong und Dsesa ein Aufstand statt. Die Jebekolle erhoben sich. Die
Dampferexpedition der Gesellschaft Süd-Kamerun hatte diese Bevölke-
rungen erschreckt.