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in seiner Stadt wiederholt bedroht. Sie haben Bell-Leute gefangen ge—
nommen, haben Boote der Bell-Leute auf dem Fluß überfallen und be—
raubt, sie haben auch untersagt, daß die Deutschen mit König Bell Handel
trieben, und haben verschiedene, den Faktoreien gehörige Kutter, die mit
Waren beladen waren, geplündert. Die deutsche Faktorei gehört Woermann
in Hamburg, und ein gewisser Pantänius aus Lübeck ist Vorsteher der
Faktorei. Dieser hat es verstanden, sich bisher der Neger, unter denen
die Yoß-Leute die schlimmsten sind, zu erwehren. Sie sind wiederholt
bei ihm erschienen und haben ihn mit dem Tode bedroht, wenn er ihnen
nicht größere Quantitäten Rum ausliefere. Zweimal haben sie versucht,
ihn zu überfallen, zum Glück kam immer Hilfe, das erstemal war es ein
englisches Kanonenboot, ein anderesmal befand sich auf der Faktorei als
Besuch ein Basler Afrikareisender, welcher 80 zuverlässige Neger aus
Ober-Guinea bei sich hatte. Auch gegen die anderen Weißen haben sich
die Yoß-Neger große Unverschämtheiten erlaubt. Sie haben den Handel
ganz und gar verboten, sie haben auch einen englischen Kaufmann ge-
fangen genommen, bis ein wegen einer Schuld von einem anderen Eng-
länder gefangen genommener Neger aus Dido-Stadt freigelassen wurde.
Es muß den Negern gezeigt werden, daß Deutschland kräftig genug ist,
seine Kaufleute zu schützen. Wir werden deshalb morgen eine Landung
machen, um diejenigen zu ermitteln, welche den Handel stören und
überall die Nachricht verbreiten, das Deutsche Reich habe keine Schiffe,
und man brauche ihm nicht zu gehorchen. Gewalt wird nur angewendet
werden, wenn die Neger selbst Gewalt gegen uns gebrauchen.“
Mit leicht begreiflicher Erwartung begab sich die Besatzung der
Kriegsschiffe „Olga“ und „Bismarck“ an jenem Tage zur Ruhe. Der
nächste Tag brachte vielleicht ein Gefecht, wenn die Neger töricht genug
waren, sich der Landung der Deutschen zu widersetzen. Als am nächsten
Morgen „Reise“ (d. h. rise, aufstehen) und „Hängematten auf“ befohlen
wurde, eilten selbst die Langschläfer sogleich an Deck, weil man jeden
Augenblick den Befehl zum Landen vom Flaggschiff erwartete. Aber erst
lange Zeit nach dem Frühstück, gegen 9 Uhr morgens, ging das Flaggen-
signal auf dem „Bismarck“, auf dem sich Admiral Knorr befand, in die
Höhe. Auf den Kriegsschiffen wurden die Boote ausgesetzt und mit
Geschützen, Handwaffen, Munition, Wasser, Proviant, Segeln, Masten,
Verbandzeug, Tragbahren usw. versehen. Es waren 330 Mann mit vier
Landungsgeschützen, welche in den Pinassen, Barkassen und Kuttern an