Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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Frauen, obwohl etwas untersetzt, sind wegen ihrer Schönheit und natür— 
lichen Anmut berühmt. 
An den wenigen Arbeiten, die der Lebensunterhalt in dieser reichen 
Natur nötig macht, beteiligen sich Männer und Frauen gemeinsam. Nur 
die Anpflanzung der Bananen, des Taro, des Brotbaums, die bei keinem 
Hause fehlen, erfordert einige Pflege. Selbst an der Herstellung der 
Kleiderstoffe und feinen Matten wirken die Männer mit. 
Die Wohnungen aus Kokos- und Zuckerrohrblättern, im Schatten 
mächtiger Brotfruchtbäume, auf hübsch gearbeiteten Baumstämmen, deren 
Zwischenräume nachts durch Matten verschlossen werden, sind sauber, 
mit erhöhtem Fußboden aus Kieselsteinen. 
Die Häuser liegen zerstreut oder um einen von Bäumen beschatteten 
Grasplatz, auf dem sich das Faletele, ein zu öffentlichen Versammlungen 
und Festen bestimmtes Haus, erhebt. 
Außer in Apia und den Missionsstationen, wo die europäische Klei— 
dung vorherrscht, beschränken sich die Männer auf den Fransengürtel 
von Dracänenblättern. Die Frauen leisten sogar auch hierauf Verzicht. 
Netze mit Nautilusschalen sind ein Zeichen der Vornehmheit, Kämme, 
Arm= und Halsbänder von Schildpatt, Haifisch= und Schweinezähne oder 
Perlmutterschalen, Korallen, Blumen und Federn dienen den anmutigen 
Samoadamen zum Zierat. 
Hell wie der Sonnenschein ihrer Inseln ist das Gemüt dieses Natur- 
volkes. Und sie sind keineswegs die Kannibalen, als welche sie früher 
erschienen waren, weil sie gegen räuberische Schiffer gerechte Vergeltung 
übten. Singen, Tanzen, Märchenerzählen, die Pflege ihrer Sagen und 
Legenden, pantomimische Darstellungen, allerlei Spiele nehmen freilich 
den bei weitem größeren Teil ihres Tages ein. Doch sind sie vorzüg- 
liche Schiffer und Fischer, und ihre Frauen erfreuen sich einer großen 
Achtung und Schonung. Mehrfach schon haben sich diese als vor- 
zügliche Gattinnen auch gebildeter Europäer durchaus bewährt. Auch 
besteht eine weibliche Erbfolge in den „Taupou“, den altadligen Ehren- 
jungfrauen, welche für besonders vornehm gilt, und eine Würde der 
Dorfjungfrau, die den Besuchern und Gästen gegenüber neben den 
Häuptlingen die Ehren der Ortschaft vertritt. 
Die Verbreitung des Christentums verdankt Samoa in erster Linie 
den Wesleyanern, die hier seit 1822 wirken. Seit 1850 ist die Bibel 
in das vokalreiche Idiom der Samoaner übersetzt. Wohl bei keinem
	        
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