— 198 —
Frauen, obwohl etwas untersetzt, sind wegen ihrer Schönheit und natür—
lichen Anmut berühmt.
An den wenigen Arbeiten, die der Lebensunterhalt in dieser reichen
Natur nötig macht, beteiligen sich Männer und Frauen gemeinsam. Nur
die Anpflanzung der Bananen, des Taro, des Brotbaums, die bei keinem
Hause fehlen, erfordert einige Pflege. Selbst an der Herstellung der
Kleiderstoffe und feinen Matten wirken die Männer mit.
Die Wohnungen aus Kokos- und Zuckerrohrblättern, im Schatten
mächtiger Brotfruchtbäume, auf hübsch gearbeiteten Baumstämmen, deren
Zwischenräume nachts durch Matten verschlossen werden, sind sauber,
mit erhöhtem Fußboden aus Kieselsteinen.
Die Häuser liegen zerstreut oder um einen von Bäumen beschatteten
Grasplatz, auf dem sich das Faletele, ein zu öffentlichen Versammlungen
und Festen bestimmtes Haus, erhebt.
Außer in Apia und den Missionsstationen, wo die europäische Klei—
dung vorherrscht, beschränken sich die Männer auf den Fransengürtel
von Dracänenblättern. Die Frauen leisten sogar auch hierauf Verzicht.
Netze mit Nautilusschalen sind ein Zeichen der Vornehmheit, Kämme,
Arm= und Halsbänder von Schildpatt, Haifisch= und Schweinezähne oder
Perlmutterschalen, Korallen, Blumen und Federn dienen den anmutigen
Samoadamen zum Zierat.
Hell wie der Sonnenschein ihrer Inseln ist das Gemüt dieses Natur-
volkes. Und sie sind keineswegs die Kannibalen, als welche sie früher
erschienen waren, weil sie gegen räuberische Schiffer gerechte Vergeltung
übten. Singen, Tanzen, Märchenerzählen, die Pflege ihrer Sagen und
Legenden, pantomimische Darstellungen, allerlei Spiele nehmen freilich
den bei weitem größeren Teil ihres Tages ein. Doch sind sie vorzüg-
liche Schiffer und Fischer, und ihre Frauen erfreuen sich einer großen
Achtung und Schonung. Mehrfach schon haben sich diese als vor-
zügliche Gattinnen auch gebildeter Europäer durchaus bewährt. Auch
besteht eine weibliche Erbfolge in den „Taupou“, den altadligen Ehren-
jungfrauen, welche für besonders vornehm gilt, und eine Würde der
Dorfjungfrau, die den Besuchern und Gästen gegenüber neben den
Häuptlingen die Ehren der Ortschaft vertritt.
Die Verbreitung des Christentums verdankt Samoa in erster Linie
den Wesleyanern, die hier seit 1822 wirken. Seit 1850 ist die Bibel
in das vokalreiche Idiom der Samoaner übersetzt. Wohl bei keinem