Full text: Das Buch von unsern Kolonien.

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er antwortete ohne Zögern: „Lieber dort, die Kaffern sind die besseren 
Menschen.“ 
Der große Reisende, Arzt und Missionar hat seine Meinung durch 
die Tat besiegelt, da er unter den „Wilden“ sein Leben zu Ende führte. 
Die Naturvölker ahnen von der Tragweite der ihnen von den Europäern 
aufgenötigten Schutzverträge, die ihre Häuptlinge bei einem Glase 
steifen Grogs — wie Peters es schildert — mit irgend einem Zeichen 
versehen, so gut wie nichts. Sie sind uns nicht rechtlich untertan, sondern 
nur kraft unsrer höheren Kultur. Diese hat die leitenden Völker Europas 
vereinigt, und diese Vereinigung unterliegt einem Sittengesetz, das 
die Greuel früherer Zeitläufte ausschließt. Auch den neuen, namentlich 
dem Alkoholismus, wird sie ein Ziel setzen. Entgegen den vielen gegen 
sie gerichteten Angriffen darf sich die deutsche Kolonialverwaltung rühmen, 
die Schnapseinfuhr überall aufs strengste unterdrückt zu haben; nichts 
wirkt auf die Eingeborenen demoralisierender und gibt zu Unruhen mehr 
Anlaß als der Schnaps. Auch den Europäern ist in heißen Klimaten 
nichts schädlicher. Nur in Togo und Kamerun läßt sich diese Fürsorge 
noch immer nicht durchsetzen, weil die benachbarten Kolonien den Schnaps 
als den lohnendsten Tauschartikel verwenden. 
Den vereinten Bemühungen der Mission und der Regierung wird 
es gelingen, auch hier eine Besserung herbeizuführen. 
Die geschlossenen Verträge haben aber eine große Bedeutung. Die 
Naturvölker werden damit dem einen Staat unter Ausschluß aller andern 
zur Beherrschung überantwortet. Sie werden in erster Linie unter dessen 
besonderen Schutz gestellt. 
Wie schwer es aber fällt, die einander entgegenstehenden Ansprüche 
und Lebensauffassungen der Europäer und sder Eingeborenen, die sich 
zum Teil als „Herrenvölker“ fühlen, in Einklang zu bringen, das beweisen 
die jüngsten Ereignisse in „Südwest“, wie unser Schutzgebiet Deutsch- 
Südwest-Afrika jetzt einfach genannt wird. Es gilt den Eingeborenen 
eine höhere Lebenshaltung entgegenzubringen, in die sie sich willig ein- 
sügen. Vor allem durch Schaffung von Eisenbahnen. Und hierin 
bleibt Deutschland leider noch immer sehr weit hinter England zurück. 
Auf die Ursachen unserer Rückständigkeit ist bereits verwiesen worden. 
Auch vertrösten die Engländer nicht auf den Landmesser als Pionier 
(Reichstagssitzung vom 6. März 1907), wenn sich kleinere private Kapita- 
listen zur Ansiedlung melden.
	        
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