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Ausfuhrartikel. Sie werden für baumwollene Gewebe, Spirituosen, Salz,
das für die Eingeborenen ein Luxusartikel ist, und für die vielbegehrte
Kolanuß eingetauscht, welche uns die deutsche Schwesterkolonie von Togo,
Kamerun, liefert und deren Anbau auch in Togo selbst sich lohnt. Die
Olpalme, der Kaffeebaum, die Gummiliane wachsen hier wild, werden
aber neuerdings künstlich angebaut, ebenso alle Arten unserer Gemüse,
die hier vortrefflich gedeihen. Einheimisch sind ferner und werden fleißig
angebaut: Yams, Erdnuß, Sorghum (Negerhirse), Bataten, Bananen,
Ananas, Kakao, Kaffee, endlich die Weinpalme, welche den Eingeborenen
ihr Lieblingsgetränk liefert. Dies wird teils frisch genossen, teils ge-
goren als nicht ungefährliches, alkoholhaltiges Getränk. Auch die Vieh-
zucht trägt zur Ausfuhr bei. Auf der Liste des Jahres 1898 zählen
wir ferner 64 Pferde und 171 Esel. Die Gesamtausfuhr wird in dieser
Denkschrift auf 2582 000 Mark beziffert gegen eine Einfuhr von 3270 000
Mark. Im Jahre 1905 sind diese Ziffern auf 3,96 und 7,75 Millionen
gestiegen. Dreiviertel dieses Umsatzes kommen auf Deutschland. Die
Einfuhr setzte sich 1905 aus 46 Artikeln zusammen, nach den Baumwoll-
waren überragen infolge des Bahnbaus Eisenwaren, Roheisen und Trans-
portmaschinen die Spirituosen, welche noch 1904 an zweiter Stelle standen.
Deren Einfuhr ist 1905 um etwa zwei Drittel gegen das Vorjahr ge-
sunken. Dann folgen Tabak, Kleider, Pulver usw. Außerdem fallen ins
Gewicht Drogen, Salz, Geld, Glas, Wäsche, Leinen und Leinenwaren,
Petroleum, Seife, Parfümerien, Tonwaren, Wasserfahrzeuge.
Die Ausgaben der Kolonie für 1905 belaufen sich auf 5,77 Millionen,
wovon 4,47 auf die Bahn Lome-Palime entfallen, die als Reichsdarlehen
figurieren. Allem Anschein nach wird die Bahn sich gut verzinsen, denn
die Einwohnerzahl beträgt nach annähernder Schätzung 11 Seelen auf
den Quadratkilometer. In Deutschland rechnet man 112 auf dieselbe Fläche.
Wir haben es hier also mit einer im Vergleich zu unsern übrigen
afrikanischen Kolonien verhältnismäßig dichten Bevölkerung zu tun. Das
durfte man schon aus dem Umstande folgern, daß hier ehedem die Massen-
schlächtereien und die Massenausfuhr von Sklaven möglich waren. Jetzt
tritt die Sklaverei, wie bemerkt werden muß, in einer sehr gelinden Form
auf. Der Haussklave wird gut behandelt, in gewissem Sinne wie ein Kind
des Hauses. Er fühlt sich nicht als Sklave, nennt seinen Herrn „Vater“ und
ist sogar erbberechtigt. Die Bezeichnung, die er hier führt, würde am besten
mit dem Namen Hörig oder noch treffender Zugehörig zu übersetzen sein.