Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Neunter Jahrgang. 1881. (9)

den Bogenstücken abpräparirt worden sind, wobei gleichzeitig die Beschaffenheit der genannten Theile zu be— 
stimmen ist, werden die Bogen sämmtlicher Wirbel abgemeißelt. Bei dieser Arbeit ist besonders darauf zu 
achten, daß die Rückenmarkshäute nicht verletzt werden. Hierauf untersucht man die äußere Fläche der 
harten Rückenmarkshaut und, nachdem sie durch einen Längsschnitt eröffnet worden ist, ermittelt man den 
etwa vorhandenen abnormen Inhalt. Dann prüft man das Verhalten des oberen Abschnitts der weichen Rücken- 
markshaut. Nächstdem werden die Nervenwurzeln an beiden Seiten durchschnitten, das Rückenmark am 
hinteren Ende herausgehoben und die unteren Verbindungen nach und nach getrennt Beim Herausnehmen 
des Rückenmarks ist jede Quetschung und Knickung desselben zu vermeiden. Hierauf wird die Beschaffenheit 
der weichen Rückenmarkshaut an der unteren Seite ermittelt. Der Zustand des Rückenmarks wird dann 
dadurch geprüft, daß man mit einem dünnen und scharfen Messer eine größere Zahl von Querschnitten durch 
dasselbe legt. Schließlich trennt man die harte Rückenmarkshaut von den Wirbelkörpern ab und prüft das 
Verhalten der Wirbel und ihrer Verbindungen. 
(Besondere Bestimmungen in Beziehung auf einzelne Seuchen). 
8. 27. 
In denjenigen Fällen, in denen es sich allein darum handelt, durch die Obduktion eines Thieres 
das Vorhandensein einer Seuche festzustellen, kann ein verkürztes Verfahren in der Weise angewendet wer- 
den, daß zunächst gewisse Theile oder Gegenden des Körpers untersucht werden. 
Ist bei dieser Untersuchung ein positives Ergebniß nicht erlangt worden und der Krankheitszustand 
des Thieres in Beziehung auf die Entschädigungsfrage festzustellen, so ist die Obduktion vollständig aus- 
zuführen. « 
Bei dem verkürzten Verfahren sind, je nachdem die eine oder andere Seuche vermuthet wird, folgende 
Körpertheile zu untersuchen. 
1. Bei Milzbrand. 
S. 28. . 
Zunächst sind Haut und Unterhaut an allen denjenigen Stellen, wo krankhafte Zustände bei der 
äußeren Besichtigung des Kadavers wahrgenommen oder vermuthet werden, zu untersuchen. 
Sodann werden Brust= und Bauchhöhle eröffnet, um den etwaigen abnormen Inhalt derselben, so- 
wie das Verhalten der Lungen und des Herzens, des Brust= und Bauchfelles, des Gekröses, die Größe und 
Beschaffenheit der Milz und der in der Bauchhöhle belegenen Lymphdrüsen, ferner den Zustand der Magen- 
und Darmschleimhaut, der Leber und der Nieren zu ermitteln. Die Untersuchung hat sich dann auf dte 
Lymphdrüsen der verschiedenen Körpertheile, den Schlundkopf, die Speiseröhre, den Kehlkopf und die Luft- 
röhre auszudehnen. 
Insbesondere ist die Beschaffenheit des Blutes zu beschreiben und nach der Obduktion eine mikro- 
skopische Untersuchung desselben vorzunehmen. 
2. Bei Tollwuth. 
S. 29. 
Es ist vor allem der Inhalt des Magens und Darmes und der Zustand der Schleimhaut derselben 
festzustellen. Nächstdem ist die Beschaffenheit der Milz, Nieren und Leber zu beschreiben. Sodann sind der 
Schlundkopf, die Mandeln, die Zungenbalg= und Lymphdrüsen, die Speiseröhre, der Kehlkopf, die Luftröhre, 
die Lungen und das Herz zu untersuchen. Dabei ist die Beschaffenheit des Blutes, namentlich der Ge- 
. desselben, genau anzugeben. Schließlich ist auch der Schädel zu öffnen und das Gehirn zu 
untersuchen. 
3. Bei Rotz (Wurm). 
8. 30. 
Nachdem zuerst die Beschaffenheit der Haut beschrieben ist, hat eine genauere Untersuchung der schon 
von außen sichtbaren oder zu vermuthenden krankhaften Stellen der Haut und Unterhaut, einschließlich der 
Lymphgefäße und der nächsten Lymphdrüsen stattzufinden. Sodann ist die Nasenschleimhaut zu untersuchen 
und zu diesem Zweck die im 8. 16 beschriebene Durchsägung des Kopfes vorzunehmen. Alsdann werden 
Schlundkopf, Kehlkopf, Luftröhre, Lungen und die mit diesen Organen verbundenen Lymphdrüsen untersucht. 
Endlich wird das Verhalten der Milz, der Nieren, der Leber und Muskeln bestimmt. 
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