Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Sechzehnter Jahrgang. 1888. (16)

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Anlage A. 
Anleitung für die Steuerstellen 
zur 
Bestimmung des Quotienten der Syrupe oder Melassen. 
Die Bestimmung des Ouotienten von Zuckerabläufen (Syrup oder Melasse) kann vom 
Steuerbeamten nur ausgeführt werden, wenn weniger als 2 Prozent Invertzucker in der betreffen- 
den Probe enthalten sind. Zuvörderst ist daher 
1. festzustellen, ob der Gehalt an Invertzucker unter 2 Prozent oder höher ist. Zu 
diesem Zweck wird eine Porzellanschale auf einer Waage, wie sie bei der Polarisation der festen 
Zucker Verwendung findet, tarirt und alsdann in derselben genau die Menge von 10 Gramm des 
zuvor durch Anwärmen dünnflüssig gemachten Syrups u. s. w. abgewogen. Darauf wird durch 
Zusatz von etwa 50 ccm warmen Wassers und durch Umrühren mit einem Glasstab der Syrup 
U. s. w. zur Lösung gebracht. Einer Filtration der erhaltenen dünnen Flüssigkeit bedarf es in der 
Regel nicht, auch wenn dieselbe getrübt erscheinen sollte. 
Man bringt die Lösung des Syrups sodann in eine sogenannte Erlenmeyersche Kochflasche 
von etwa 200 cem Inhalt oder in eine entsprechend große Porzellanschale und fügt dazu 50 cem 
Fehlingsche Lösung. In 2 Flaschen getrennt bewahrt man im Laboratorium einerseits eine Lösung 
von Kupfervitriol, andererseits Seignettesalz -Natronlauge auf; gleiche Theile von beiden Flüssig- 
keiten bilden die Fehlingsche Lösung. Wenn man gerade viele Analysen vorhat, kann man größere 
Mengen beider Lösungen mischen, also vielleicht von jeder derselben 250 ceim verwenden, und der 
Mischung für die Analyse 50 cem entnehmen; sind dagegen nur wenige Analysen auszuführen, so 
entnimmt man direkt der Seignettesalz -Natronlaugenflasche und der Kupfervitriolflasche je 25 cem 
mittelst zweier Pipetten und bringt dieselben in die Erlenmeyersche Kochflasche. Gemischte Feh- 
lingsche Lösung darf nur drei Tage lang zum Gebrauch aufbewahrt werden, da sie bei längerem 
Stehen zur Analyse untauglich wird. Man kocht alsdann die Flüssigkeit im Kochkolben über einem 
sogenannten Bunsen-Brenner auf, indem man dieselbe auf ein darüber befindliches, durch einen 
Dreifuß getragenes Drahtnetz stellt, und erhält die Flüssigkeit mindestens 2 Minuten im Sieden. 
Die Zeit des Kochens darf nicht abgekürzt, kann aber ohne Gefahr für den Ausfall der Analyse# 
einige Minuten verlängert werden. « 
Man nimmt alsdann die Flamme weg, wartet einige Minuten, bis ein in der Flasche ent— 
stehender Niederschlag sich abgesetzt hat, hält dieselbe darauf gegen das Licht und beobachtet, ob die 
Flüssigkeit noch blau gefärbt ist. Deutlicher noch erkennt man die Färbung, wenn man ein Blatt 
weißes Schreibpapier hinter die Flasche hält und dieselbe im auffallenden Licht beobachtet. 
Nur in dem Falle, daß die blaue Farbe noch vorhanden ist, enthält die Lösung weniger 
als 2 Prozent Invertzucker und kann der Beamte die weitere Untersuchung des Syrups vornehmen: 
anderenfalls muß die Untersuchung durch einen Chemiker ausgeführt werden. Häufig wird die 
Flüssigkeit nach dem Kochen, trotzdem daß noch unzersetzte blaue Kupferlösung in derselben vor- 
handen, nicht blau, sondern gelbgrün erscheinen, weil die blaue Farbe durch die gelbbraune Färbung 
des Syrups verdeckt wird. 
In solchen Fällen hat der Beamte folgendes Verfahren einzuschlagen: 
Er filtrirt durch ein kleines Papierfilter aus gutem dicken Filtrirpapier, welches in einen 
Glastrichter eingesetzt ist, wenige Kubikzentimeter (vielleicht 10 ccem) von der gekochten Flüssigkeit ab. 
  
 
	        
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