Anlage 2 zu §. 91.
Prüfungsordnung
zum einjährig-freiwilligen Dienst.
I. Gegenstände der Prüfung.
S. 1.
Die zur Prüfung Zugelassenen werden in Sprachen und in Wissenschaften geprüft.
Die sprachliche Prüfung erstreckt sich, neben der deutschen, auf zwei fremde Sprachen, wobei dem
Prüfling die Wahl gelassen wird zwischen dem Lateinischen, Griechischen, Französischen und Englischen.
Die wissenschaftliche Prüfung umfaßt Geographie, Geschichte, deutsche Literatur, Mathematik und
Naturwissenschaften.
S. 2.
Hihchtich der einzelnen Prüfungsgegenstände werden nachstehende Anforderungen gestellt:
a) Sprachen.
In der deutschen Sprache muß der Prüfling die erforderliche Uebung und Gewandtheit
besitzen, um sich, mündlich und schriftlich, ohne grammatikalische oder logische Fehler, so aus-
zudrücken, wie man es von einem jungen Manne seines Alters, der auf Bildung Anspruch
macht, verlangen kann.
In den beiden alten Sprachen genügt, insofern in denselben nach 8. 1 geprüft wird,
die Kenntmiß der Hauptregeln aus der Kasus-, Tempus= und Moduslehre, die Fähigkeit, einen
leichteren Abschnitt aus einem Prosaiker (Julias Caesar, Cicero, Livius, Kenophon), sowie leichtere
Dichterstellen im epischen Versmaß, mit Aushülfe für einzelne seltener vorkommende Vokabeln,
sonst aber mit Sicherheit und Geläufigkeit zu übersetzen, auch über die vorkommenden Formen
und die einschlagenden grammatikalischen Regeln Auskunft zu geben. Daneben wird für das
Lateinische die Uebersetzung eines leichten deutschen Diktates ohne wesentliche Verstöße gegen
die grammatikalischen Regeln verlangt.
In den beiden neueren Sprachen wird erfordert: neben richtiger Aussprache und
Kenntniß der wichtigeren grammatikalischen Regeln die Fähigkeit, prosaische Schriften von
mittlerer Schwierigkeit (im Französischen beispielsweise Voltaire's Charles XII., Barthéelémy's
voyage du jeune Anacharsis, Fénélon’'s Telémaque, Nichaud's histoire des croisades, Ségur's
histoire upiverselle, Ple#etz' Chrestomathie und dergleichen, im Englischen beispielsweise Golcksmith's
Vicar of Wakefield, Walter Scott's tales of a grandfather, W. lrving's sketch-book und
dergleichen) mit einiger Leichtigkeit und Sicherheit in gebildeter Sprache zu übersetzen, auch ein
deutsches, leichtes Thema ohne erhebliche Verstöße gegen die Orthographie, Wortstellung und
Satzbildung in das Englische oder Französische zu übertragen.
b) In der Geographie: Kenntniß der Hauptsachen aus der mathematischen Geographie (Stellung
und Bewegung der Himmelskörper, Planetensystem, Fixsterne, Kometen, Mond= und Sonnen-
finsternisse, Erklärung der Jahres= und Tageszeiten, Eintheilung der Erde, Aequator, Längen-
und Breitengrade, Wendekreise, Zonen, Pole u. s. w.).
In der physischen und politischen Geographie: allgemeine Keuntniß der einzelnen Welttheile,
der größeren Meere, Gebirge und Flüsse, sowie der Haup#länder und deren Hauptstädte. Für
Europa und vornehmlich für Deutschland speziellere Kenntniß der Meere, Meerbusen und Meerengen,