Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Einunddreißigster Jahrgang. 1903. (31)

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ist der Bleiessigzusatz vorsichtig zu vermehren, jedoch nur soweit, daß jeder neu hinzugesetzte Tropfen 
Bleiessig noch einen Niederschlag hervorruft. 
Nach der Klärung wird der innere Teil des Halses des Kölbchens mit destilliertem Wasser 
mittels einer Spritzflasche abgespült und die Lösung in der oben angegebenen Weise bis zur 
Marke aufgefüllt. Hierauf wird die im Halse des Kölbchens etwa noch anhaftende Flüssigkeit 
mit Fließpapier abgetupft, die Offnung des Kölbchens durch Andrücken eines Fingers ge— 
oge m der Inhalt durch wiederholtes Umkehren und Schütteln des Kolbens gut 
durchgemischt. 
Bezüglich der Klärung gelten folgende allgemeine Bemerkungen: 
1. Die Flüssigkeit braucht umsoweniger entfärbt zu sein, je größer die Lichtstärke der 
Lampe ist, welche zur Beleuchtung des Polarisationsapparats dient. Man bedient sich 
einer Glühlichtlampe (Spiritus oder Gas) oder einer Petroleumlampe, im Notfall 
auch einer gewöhnlichen Gaslampe oder einer elektrischen Lampe, welche zu dem vor- 
liegenden Zwecke zugerichtet ist. Doch ist ein chromsäurehaltiges Strahlenfilter zwischen 
Lichtquelle und Auge einzuschalten. 
2. Bleiessig darf nie in allzu großer Menge zugesetzt werden. Bei einiger Ubung lernt 
man sehr bald erkennen, wann mit dem Bileiessigzusatz aufgehört werden muß. 
3. Die Wirkung des Klärmittels ist um so besser, je kräftiger die Flüssigkeit nach dem 
Auffüllen zur Marke durchgeschüttelt wird. 
Man schreitet alsdann zur Filtrierung der Flüssigkeit mittels eines in einen Glastrichter 
eingesetzten Papierfilters. Der Trichter wird auf einen sogenannten Filtrierzylinder, welcher die 
Flüssigkeit aufnimmt, gesetzt und, um Verdunstung zu verhüten, mit einer Glasplatte oder einem 
Uhrglase bedeckt. Trichter und Zylinder müssen ganz trocken sein; ein Feuchtigkeitsgehalt würde 
eine nachträgliche Verdünnung der Zuckerlösung bewirken. 
Zweckmäßig wird das Filter so groß hergestellt, daß man die 100 cem Flüssigkeit auf 
einmal aufgeben kann; auch empfiehlt es sich, falls das Papier nicht sehr dick ist, ein doppeltes 
Filter anzuwenden. Die ersten durchlaufenden Tropfen werden weggegossen, weil sie trübe sind 
und durch den Feuchtigkeitsgehalt des Filtrierpapiers beeinflußt sein können. Ist das narhongene 
Filtrat trübe, so muß es auf das Filter zurückgegossen werden, bis die Flüssigkeit klar durchläu 
Es ist dringend notwendig, diese Vorsichtsmaßregel nicht zu verabsäumen, da nur mit ganz klaren 
Flüssigkeiten sich sichere polarimetrische Beobachtungen anstellen lassen. » · 
Nachdem auf die beschriebene Weise eine klare Lösung erzielt worden ist, wird das Rohr, 
welches zur polarimetrischen Beobachtung dienen soll, mit dem dazu erforderlichen Teile der im 
Filtrierzylinder aufgefangenen Flüssigkeit gefüllt. 
In der Regel ist ein 200 mm-Rohr zu benutzen; wird dabei eine genügende Klarheit 
des ages im Polarisationsapparate nicht erreicht, so ist die Benutzung eines 100 mm-Rohres 
vorzuziehen. . · 
Die Beobachtungsrohre sind aus Messing oder Glas gefertigt; ihr Verschluß an beiden 
Enden wird durch runde Glasplatten, sogenannte Deckgläschen, bewirkt. Festgehalten werden die 
Deckgläschen entweder durch aufzusetzende Schraubenkapseln oder durch federnde Kapseln, welche 
über das Rohr geschoben und von den Federn festgehalten werden. 
Die Rohre müssen gut gereinigt und getrocknet sein. Die Reinigung geschieht zweckmäßig 
durch wiederholtes Ausspülen mit Wasser und Nachstoßen eines trockenen Pfropfens aus Papier 
oder entfetteter Watte mittels eines Holzstabs. Die Deckgläser müssen blank geputzt sein und 
dürfen keine fehlerhaften Stellen oder Schrammen zeigen. Beim Füllen des Rohres ist seine Er- 
wärmung durch die Hand zu vermeiden. Man faßt deshalb das unten geschlossene Rohr am 
oberen Teile nur mit zwei Fingern an, gießt es so voll, daß die Flüssigkeitskuppe die obere 
Offnung überragt, wartet kurze Zeit, um etwa entstandenen Luftblasen Zeit zum Aufsteigen zu 
lassen — was durch sanftes Aufstoßen des senkrecht gehaltenen Rohres beschleunigt wird —, und 
schiebt das Deckgläschen von der Seite in wagerechter Richtung über die Offnung des Rohres. 
Das Aufschieben muß so schnell und sorgfältig ausgeführt werden, daß unter dem Deckgläschen 
keine Luftblase entstehen kann. Ist das Uberschieben das erstemal nicht befriedigend ausgefallen, 
so muß es wiederholt werden, nachdem man das Deckgläschen wieder geputzt und getrocknet und 
Filtrierung. 
Füllung in da 
Beobachtungs- 
rohr.
	        
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