Full text: Central-Blatt für das Deutsche Reich. Einunddreißigster Jahrgang. 1903. (31)

Vorbereitung des 
Polarisations- 
apparats zur 
Beobachtung. 
— 322 — 
die Kuppe der Zuckerlösung an der Mündung des Rohres durch Hinzufügen einiger Tropfen der 
Flüssigkeit wieder hergestellt hat. Nach dem Aufschieben des Deckgläschens wird das Rohr mit 
der Kapsel verschlossen. Erfolgt der Verschluß mit einer Schraubenkapsel, so ist mit Sorgfalt 
darauf zu achten, daß diese nur so weit angezogen wird, daß das Deckgläschen nur eben in fester 
Lage sich befindet; ist das Deckgläschen zu fest angezogen, so kann es optisch aktiv werden, und 
man erhält bei der Polarisation ein unrichtiges Ergebnis. Ist die Schraube zu stark angezogen 
worden, so genügt es nicht, sie zu lockern, sondern man muß auch längere Zeit warten, bevor 
man die Polarisation vornimmt, da die Deckgläschen das angenommene Drehungsvermögen zu- 
weilen nur langsam wieder verlieren. Um sicher zu gehen, wiederholt man alsdann die Beob- 
achtung mehrere Male nach Verlauf von je 10 Minuten, bis das Ergebnis eine Anderung nicht 
mehr erleidet. 
Nachdem das Rohr gefüllt ist, hält man es gegen das Licht und überzeugt sich, ob das 
Gesichtsfeld kreisrund erscheint, und ob insbesondere keine Teile des zur Milderung der Pressung 
des Deckgläschens eingelegten Gummiringes über den inneren Metallrand der Verschlußkapsel 
hervorragen. Zeigen sich solche Gummiteile, so ist ein anderes trockenes Rohr unter Verwendung 
eines weiter ausgeschnittenen Gummiringes mit der Flüssigkeit zu füllen. Sodann wird der 
Polarisationsapparat zur Beobachtung bereit gemacht. Dieser soll in einem Raum aufgestellt 
werden, welcher möglichst eine Wärme von 20° C. zeigt und welcher durch Verhängen der Fenster 
und dergleichen nach Möglichkeit verdunkelt ist, damit das Auge bei der Beobachtung durch seit- 
liche Lichtstrahlen nicht gestört wird. Es ist darauf zu achten, daß die zum Apparate gehörige 
Lampe in gutem Stande sei. Man stellt die Lampe in einer Entfernung von 15 bis 20 cm 
vom Apparat auf. Nach dem Anzünden wartet man mindestens eine Viertelstunde, ehe man zur 
Polarisation schreitet. Jede Veränderung der Beschaffenheit der Flamme oder der Entfernung der 
Lampe vom Apparat, also jedes Hoch= oder Niedrigschrauben des Dochtes oder der Flamme, 
jedes Vorwärtsschieben oder Drehen der Lampe beeinflußt das Ergebnis der Beobachtung. 
Durch Verschiebung des Fernrohrs, welches an dem vorderen Ende des Apparats sich 
befindet, stellt man diesen alsdann so ein, daß die Linie, welche das Gesichtsfeld im Apparat in 
zwei Teile teilt, scharf zu erkennen ist. Man drückt dabei das Auge nicht an das Augenglas 
des Fernrohrs an, sondern hält es 1 bis 3 cm davon ab und sorgt dafür, daß der Körper 
während der Beobachtung in bequemer Stellung sich befindet, da jede unnatürliche Stellung zu 
einer störenden Anstrengung des Auges führt. Wenn der Apparat richtig eingestellt ist, muß das 
Gesichtsfeld kreisrund und scharf begrenzt erscheinen. Man beruhige sich niemals mit einer 
unvollkommenen Erfüllung dieser Vorbedingung, sondern ändere die Stellung der Lampe des 
Apparats oder des Fernrohrs so lange, bis man das bezeichnete Ziel erreicht hat. 
Man überzeugt sich zunächst von der Richtigkeit des Apparats, indem man die Polarisation 
einer Quarzplatte bestimmt, deren Drehungswert bekannt ist. Man legt die Platte so in den 
vorderen Teil des Apparats hinein, daß sie dem Beobachter zugekehrt ist, schließt den Deckel des 
Apparats und schreitet nun zur Beobachtung, indem man die Schraube unterhalb des Fernrohrs 
hin= und herspielen läßt, bis die beiden durch die Linie getrennten Hälften des Gesichtsfeldes 
gleich beschattet erscheinen. 
Das Ergebnis der Nullpunktablesung wird in folgender Weise festgestellt. Man liest an 
der mit einem Nonius versehenen Skala des Apparats, welche man durch Verschiebung eines 
Spiegels scharf sichtbar machen kann, das Ergebnis der Einstellung ab. Auf dem festliegenden 
Nonius ist der Raum von 9 Teilen der Skala in 10 gleiche Teile geteilt. Auf der Skala liest 
man die ganzen Grade von 0 bis zum letzten Gradstriche vor dem Nullpunkte des Nonius ab, 
die Teilung des Nonius wird zur Ermittelung der zuzuzählenden Zehntel benutzt; diese sind durch 
die Nummer desjenigen Nonienstriches gegeben, welcher sich mit einem der Striche der Skala 
deckt. Wenn der Apparat richtig ist, so muß die gefundene Drehung mit dem bekannten 
Polarisationswerte der Quarzplatte überinstimmen. Ist dies nicht der Fall, so muß die Ab- 
weichung bei der Polarisation der Zuckerprobe in Anrechnung gebracht werden. 
Man begnügt sich nicht mit einer Einstellung, sondern macht mindestens 6 Einstellungen 
und berechnet das Mittel der dabei gefundenen Abweichungen. Geben einzelne Ablesungen eine 
Abweichung von mehr als 3/10 Teilstrichen von dem Durchschnitte, so werden sie als unrichtig ganz
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.