Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

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aus Plauen i. V. Als ihn der König frug, bei welchem Truppenteil 
er gestanden, antwortete der biedere Vogtländer: „Bei der sel'gen 
Garde, Majestät!“ Er meinte damit die Ende 1848 aufgelöste 
Infanterie-Gardedivision, die rot uniformiert war und ausschließlich den 
äußeren Schloßwachtdienst in Dresden und Pillnitz versah. Der König 
verstand den Alten sofort, lächelte und meinte, den Veteran leutselig auf 
die Schulter klopfend: „Das ist also noch einer von der roten Garde!“ 
72. Jürsorge für die Militärvereine. 
Im Oktober 1861 übernahm Kronprinz Albert bereitwilligst das 
ihm angetragene Protektorat über die sächsischen Militärvereine, die sich 
dann 1873 zu einem mächtig erblühenden und erstarkenden Bunde 
zusammenschlossen, und denen er allezeit, bis an sein Ende, ein hoch- 
herziger Gönner und mächtiger Schützer war. 
Der Bundespräsident Tanner hatte ohne weitere Förmlichkeiten in 
„Bundessachen“ bei. dem König Zutritt, und so ereignete es sich einmal, 
daß der Protektor, damals noch Kronprinz, frug: wie es mit den 
Kassenverhältnissen stünde. Tanner antwortete offenherzig: „Schlecht, 
Königliche Hoheit!“ Sofort erhielt er eine Anweisung auf 900 Taler, 
die für die Zwecke des Bundes entsprechende und willkommene Ver- 
wendung fand. 
Später einmal frug der König: ob denn auch jemand hinausginge 
und Vereine für den Bund anwerbe. Dies wurde von Tanner bejaht. 
„Nun“, frug jetzt der König besorgt, „wer bezahlt denn das Reisegeld 
und vergütet die Unkosten?"“ Tanner mußte hierauf eingestehen, daß 
das bisher die Kameraden aus eigner Tasche bezahlt hätten. „Nun, 
da müßt ihr aber große Taschen haben!“ entgegnete der König 
verwundert. Kurze Zeit darauf erhielt der Bundespräsident eine 
Königliche Verordnung, laut welcher dem Militärvereinsbund nunmehr 
eine laufende jährliche Unterstützung von 2400 Mk. angewiesen wurde.
	        
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