Full text: Gesetzsammlung für das Königreich Sachsen vom Jahre 1831. (14)

( 12 ) 
V. 
Heilverfahren, bis der Arzk ankommt. 
Nicht selten bemerkt man folgende Vorboten der Cholera: eine plätzliche Schwäche, 
Schwindel, ein Mißbehagen durch den ganzen Körper, welches zum Dehnen und Recken 
der Glieder antreibt, Angstgefühl, besonders in der Herzgrube, Uebelkeit, Blässe des Ge- 
sichts, Erlöschen des Glanzes der Augen und einen fremdartigen Blick, dann muß man 
sogleich einen Arzt rufen lassen, bis dieser aber ankommt, kann man folgende Hülfsmittel 
anwenden. 
Man bedecke den ganzen Körper mit erwärmten Betten oder Decken, lege erwärmte 
Teller oder Wärmsteine auf die Magengegend, Hände und Füße, bedecke die Gliedmaßen 
mit Kissen, welche mit heißgemachtem Sand angefullt sind, lege Senfteige oder geriebe- 
nen Meerettig auf die Magengegend, auf Arme und Beine; wasche den ganzen Körper 
mit stark erwärmtem Wein oder Branntwein, oder bürste denselben, bei sorgfältiger Ver- 
meidung jeder moglichen Erkältung; lasse von Viertelstunde zu Viertelstunde warmen Flie- 
der-Melissen= oder Chamillen-Thee, auch blos beißes Wasser, trinken. Unterdessen kann 
man ein allgemeines warmes Bad oder Dampfbad'") fur den Kranken zubereiten lassen, oder 
sollte die sofortige Berejtung desselben nicht moglich seyn, so hulle man den ganzen Körper 
wiederholt in wollene Decken ein, die in bis zum Sieden heißes Wasser getaucht und zur 
Entfernung der überflüssigen Feuchtigkeit stark ausgewunden worden sind. 
Die Anordnung der übrigen nöthigen Hülfsmittel ist dem Arzte zu überlassen, dieser 
allein kann die Arzneien auswählen, von welchen nach der Korperbeschaffenheit des Kran- 
ken, der Periode der Krankheit und ihrer Verbindung mit anderen krankhaften Zuständen, 
vorzuglich Hulfe zu erwarten ist, und diese gebrauche man mit Vertrauen, voll Hoffnung 
auf einen glücklichen Ausgang der Krankheit. 
) Bis bequemere Vorrichtungen zu Dampfbädern zu erlangen sind, kann man sich des folgenden einfachen Ver- 
fabrens bedienen. t#an füllt zwei oder vier, 3 bis 4 Rannen haltende Topfe mit halb Wasser, halb Essig, wo 
möglich guten Weinessig, und Fringt diese Flussigkeit in starkes Rochen. Anch macht man Sreinc oder Wisen= 
stucken glühend heiß. Ist dieses vorbereitet, so sent sich der Kranke auf einen Stuhl, man hillt ihn bis an 
den Sals in durchwärmte wollene Decken oder Betttücher und sent nun abwechselnd einen oder zwei jener Topfe 
mit der stark dampfenden Flüussigkeir unter die Decke, während man den oder die andern Topfe immer wieder zum 
Feuer stellt, um das Rochen zu erneuern; in diese Töpfse (man Fann die echende Flüssigkeir auch in Fässer oder 
andere Gefäße ausgießen) wirft man die glühenden Steine oder WEisenstücken, um die (Entwickelung des Dampfes 
fortdauernd zu unterhalten. Fängt der Kranke an zu schwigen, so bringt man äühn in das Bette und büllt ihn 
in wollene Decken oder Betten. — Nann der Rranke ruhig in dem Bette liegen, so kann man das Dampfbad auf 
folgende Weise bereiten. Man befestigt an zwei Katten in der ntfernung der Breite des Bettes, oder an die 
Zeitenbreter des Bettes selbst, Neise in Form eines Bogens, dessen grôößter Durchmesser ohngefähr einen hal— 
ben Fuß beträgt, unter diese Vorrichtung legt sich der Kranke, man breitet wollene Decken oder Bertücher 
darüber, so daß der Kranke bis an den Zale dicht bedeckr ist, und stellt die dampfenden Tôpfe unter die Decke; 
Lebeld. LDer RBranke anfängt zu schwigen, nimmt man jene Vorrichtung himwen und hüllt den Kranken in wol- 
leue en. 
Dresden, am 17ten Junius 1831. 
Die zu Verhuͤtung des Eindringens der Asiatischen Cholera 
geordnete Immediat-Commission. 
Arsgegeben zu Dresden, am 22sten Juni 1831.
	        
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