den, den Schuldigen in seinem Amtsbereich zu suchen, obgleich
er nicht wohl anderswo sein konnte.
· Wenn man in Hohenlohes Tagebuch liest, wie einer der ersten
Gänge des Botschafters und Statthalters in Berlin zu Holstein
zu sein pflegt, wie dieser für Rom Bernhard v. Bülow in Aus—
sicht nimmt (15. Dezember 1893), wie er gar die Versetzung
Marschalls nach dem Reichsamt des Innern betreibt und zu dessen
Nachfolger im Auswärtigen Amt den damaligen Freund Graf
Philipp Eulenburg auserwählt (13. Januar 1893), und wenn
man ferner alle seine Irrungen und Willkürlichkeiten in der Zeit
der Kladderadatschgeschichte überblickt, so erscheint der hartnäckige
Eifer des Witzblattes gegen das Schalten und Walten eines Ge-
heimrats im Auswärtigen Amt nicht mehr so unverständlich und
sonderbar, als er mir bei meinem Eintritt in das Amt vorgekom-
men war.
Auf den Streit mit dem Kladderadatsch folgte bald, wenn
auch vielleicht nicht in ursächlichem Zusammenhang, eine unschein-
bare, in der Offentlichkeit kaum bemerkte, aber doch wichtige or-
ganisatorische Neuerung im Auswärtigen Amt: Beim Ausscheiden
des für den Posten des Unterstaatssekretärs im preußischen Staats-
ministerium ausersehenen Dirigenten der Abteilung B, Wirklichen
Geheimen Legationsrates Humbert, wurden die Perfonalien der
Diplomaten auf den Außenposten von der Abteilung abgetrennt
und einem vortragenden Rat bei I A übertragen. Der erste Per-
sonalienreferent bei A war Graf Pourtalès. Die Neuerung ließ
sich wohl. damit rechtfertigen, daß das Urteil von A über die
Leistungen der Diplomaten für die Besetzung der Botschaften und
Gesandtschaften entscheidend war. Andererseits wurde durch die
Neuerung in einer Zeit, die gerade zu größerer Berücksichtigung
volkswirtschaftlicher Kenntnisse und Fähigkeiten der Vertreter des
Reichs bei den fremden Regierungen drängte, der Zaun zwischen
der diplomatischen Zunft und der konsularischen Laufbahn verdich-
tet und Einblick und Ubergang von einem Bezirk in den anderen
erschwert.
Zu der folgenden zehnjährigen friedlichen und freundschaft-
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