Full text: Deutsches Kolonialblatt. I. Jahrgang, 1890. (1)

II. Südeingang der Steffen-Straße. 
Am Morgen des 14. Oktober 1889 wurde beim Einsegeln S. M. S. „Alexandrine" 
in die Steffen-Straße vom Ausguck auf der Vormarsrag das in der Deutschen Admiralitäts- 
Karte 111 (Tit. XII, Nr. 116) im Südeingange angegebene Niff gesichtet. Die mit beiden 
Kuttern ausgeführte Untersuchung ergab Folgendes: Das Riff besteht aus zwei Theilen, die 
durch einen schmalen Streifen tiefen Wassers getreunt sind. Der nördliche Theil erstreckt sich 
in seiner Hauptrichtung Nord—Sdid, der südliche Theil NMW—S SO; beide Theile zusammen 
haben etwa 900 m Länge bei etwa 50 m Breite. Auf der Untiefe wurden durchschnittlich 
3 bis ö5m Wasser gelothet; über Wasser liegende Steine sind nicht vorhanden. Das Riff fällt 
überall steil ab. Bezüglich der Position desselben ist zu bemerken, daß die Nord= und Süd- 
grenze durch die beiden, in der erwähnten Karte verzeichneten, über Wasser liegenden Steine 
angegeben ist; nördlich und südlich hiervon ist tiefes Wasser. Dahingegen liegt die Untiefe 
etwas mehr nach Osten, so daß zwischen dieser und dem Riff beim Kap Jeschke eine Fahr- 
straße von 7 Kabllg. bleibt. Für das Passiren der Untiefen thut man gut, sich, wie dies auch 
in dem Berichte S. M. Kubt. „Hyäne“ (Ann. d. Hydrogr. 1883, S. 517) vorgeschlagen, in 
einem Abstande von 1 bis 2 Kabllg. von der Riffgrenze beim Kap Jeschke zu halten, welche 
letztere sich scharf markirt. 
III. Lord Howe-Inseln (Ongtong Java-Gruppe). 
S. M. S. „Alexandrine“ stenerte am 21. Oktober 1889, von Westen kommend, die 
Südseite dieser Gruppe an; da beabsichtigt war, nicht die in der Britischen Admiralitäts- 
Karte 214 (Tit. XII, Nr. 124a) als „good passage“ angegebene, sondern die in SO gelegene, 
mit „small passage for cances“ bezeichnete Einfahrt zu wählen, welche letztere nach Aussage 
von Ortskundigen im Bismarck-Archipel die bequemere sein sollte. 
In der Nähe einer der westlichen Inseln der Südseite wurde ein Eingeborener an 
Bord genommen, welcher leidlich Englisch sprach und sich erbot, das Schiff durch die erwähnte 
Einfahrt zu lootsen. 
Die Durchfahrt wurde mit einem Offizier als Ausguck im Topp bei ziemlich guter 
Beleuchtung durch die Passage, welche westlich bei der Insel Annau — der östlichsten Insel 
der Südseite — vorbeiführt, ohne große Schwierigkeiten bewirkt. Die Riffe, welche sich von 
beiden Seiten in die Passage erstrecken, konnten gut gesehen werden; es scheint jedoch rathsam, 
sich westlich der Mitte zu halten. S. M. S. „Alexandrine“ ankerte etwa 1100 m von der 
Einfahrt entfernt in den Peilungen: Westhuk der Insel Annau in mw. W, Osthuk der 
Insel Annau in mw. SO ¼/ S, auf 16 m Wasser, Grund Korallensand. 
Ein weiteres Vordringen in die Lagune war wegen anbrechender Dunkelheit nicht 
rathsam, zumal auch der Lootse behauptete, daß weiter im Innern vielfache Untiefen vor- 
handen wären. 
Die geographische Länge der Mitte der Durchfahrt ist nach guten Beobachtungen auf 
159°% 35,5°“ Ost festgestellt; eine genaue Breite konnte des diesigen Horizonts wegen nicht 
erhalten werden, jedoch scheint nach der vom nächsten Mittag zurückgekoppelten Breite dic in 
der Karte angegebene richtig zu sein. 
IV. Reiseroute von der Lord Howe-Gruppe nach Cockatoo-Hafen. 
(Thonsand ships bay.) 
Am 23. Oktober verließ S. M. S. „Alexandrine“ die Lord Howe-Gruppe. Es wurde 
zunächst Kurs auf die Gower-Insel abgesetzt. Am Abend desselben Tages, auf 7° 107 Breite 
angekommen, wurde der Kurs auf SO 1/1 geändert, so daß sich das Schiff am nächsten 
Morgen um 7 Uhr etwa 15 Sm westlich der Insel Gower befand. Letztere konnte in diesem 
Abstande nicht gesichtet werden.
	        
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