Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

folgie zu diesem Zwecke dem Flußlaufe, bis 
das Delta passirt war. 
Der Rufidji ist im Durchschnitt 200 m 
breit und war Ende Dezember noch wasser- 
reich. Mit Fahrzeugen von 1 Fuß Tiesgang 
— für Flußtfahrzeuge schon ein beträchtlicher 
Tiesgang — scheint derselbe zu allen Jahres 
zeiten bis zu den Pangani-Fällen hinauf kein 
Hinderniß zu bieten. 
Die Ufer bestanden aus Alluvium mit im 
Allgemcinen bedeutender Humuslruste. Reis 
und hauptsächlich Bananen wurden überall 
kultivirt. Die Bevöllerung war allerorten 
durchaus friedlich und zuvorkommend. 
Die Station Kilwa selbst ist am schnellsten 
und sachgemäßesten ausgebant worden, auch 
ist es dem ruhigen und vorsichtigen Vorgehen 
des dortigen Stationschefs Chef v. Zelewsli 
zuzuschreiben, daß sich das nächste Hinterland, 
wenn auch langsam, doch sictig mehr unserem 
Einflusse öffnet. 
Expedition in das Gebiet des Däuptlings 
NWachemba. 
Im Dezember v. J. hat der Ches in der 
Schutztruppe Ramsay mit zwei Sulu= und 
zwei Sudauesen-KLompagnien einen Vorstoß in 
das Gebiect des Jao-Häuptlings Machemba 
unternommen. 
Nachdem die Expedition am 21. Dezember 
von Mitindani aufgebrochen war, erreichte sie 
am 25. Chilambo, das einen starken Tage- 
marsch (10 Stunden für einzelne Leute) von 
Machembas Dorf entfernt ist. Etwa 1 bis 2 
Stunden von Chilambo wurde ein Lager 
bezogen und am 26. der Weitermarsch ange- 
treien. Um 3 Uhr Nachmittags gelangte die 
Truppe an einen Bach, an welchem sich die 
Machemba-Leute festgesetzt hatten. Es ent- 
wickelte sich hier ein größeres Gesecht, an dem 
nach und nach die drei vordersten Kompagnien 
theilnahmen und den Feind bald nach allen 
Seiten hin vertrieben. Um 1 Uhr wurde 
in der Nähe des Baches das Lager bezogen. 
Am 27. um 2 Uhr Nachmittags fand bei 
Fortsetzung des Marsches auf einer grosen 
offenen Wiese ein zweites Gesecht statt, bei 
welchem alle vier Kompagnien bis auf eine 
Reserve eingrifsen und die Machemba-Leute 
aus ihren Stellungen vertrieben. 
Da der Marsch fortwährend durch dichten 
Busch führte, welcher eine Marschsicherung 
nicht gestattete, da in Folge des verfrühten 
Eintritts der großen Regenzeit die an und 
für sich schwierigen Wege sast ungangbar ge- 
worden waren, da serner die Veschaffung von 
70 
Lebensmitteln in dem ungemein ausgedehnten 
dichten Buschwald nicht zu bewerkstelligen war, 
so beschloß Chef Ramsay, von einem weiteren 
Vordringen abzusehen. Er schlug die Richtung 
auf Lindi ein, wo er am 31. Dezember au- 
langte. Auf dem Marsche wurde das Dorf 
von Machembas Schwager, da dessen Be- 
wohner die Truppc angriffen, zerstört. Das 
Dorf Machembas selbst war von den Be- 
wohnern verlassen worden. 
Bei dem Marsch durch den dichten Busch, 
welcher den Leuten Machembas vorzigliche 
Deckung gewährte, sowie während der Gefechte 
erlitt die Truppe einen Verlust von 1 Todten 
und 11 Verwundeten. Unter den letzteren 
befindet sich der Unterofsizier Locpky. 
Aus dem Schutzgebiel der Neu-Guinea-Rompagnie. 
Der Pflanzungedirektor“ der Kaiser Wil- 
hel t, Herr Ludwig 
Kindt, hat ein geeignetes Terrain für die 
Zwecke der Gesellschaft gefunden. Es liegt 
dasselbe an der Astrolabe-Bai, unweit von 
Goeima Spitze (südlich). Herr Kindt hat 
dortselbst seine Thätigkeit unter Assistenz der 
  
ihm zugetheilten Beamten (zwei Landwirthe, 
ein Kaufmann) ausgenommen; es sind ihm 
zur Förderung seines Zweckes von der Neu- 
Guinca-Kompagnie 15 farbige Arbeiter Anfang 
November überlassen worden. Außerdem ist 
es Herrn Kindt gelungen, die Kräfte der 
Eingeborenen eines seiner Ansiedelung benach- 
barten Dorfes, in welchem er selbst mit seinen 
Beamten Qnartier genommen hat, sich dienstbar 
zu machen. Zur Vermittelung des Scever- 
tehrs wird ein größeres Gebäude nebst Neben- 
häusern an der Meeresküste errichtet. Dasselbe 
geht seiner Vollendung entgegen. Eine Pflanz= 
schule ist weiter landeinwärts augelegt worden. 
Mit dem am 26. November v. J. von Finsch- 
hasen abgehenden Dampfer „Ottilie“ sollte die 
Tabaksernte, welche die Station Stephansort 
im Jahre 1889 erzielt hat, zur Versendung nach 
Europa gelangen. Die Verzögerung der Ab- 
sendung hat darin ihren Grund, daß zu wenige 
Kräfte für die Sortirung des Tabaks zur Ver- 
sügung sltanden, ein Uebelstand, welchem für 
die diesjährige Ernte bereits abgeholsen worden 
ist. Die letztere, in einer Menge von 250 
Centnuern, befindet sich augenblicklich in dem 
Stadium der Fermentation. Sie verspricht, 
was Größe und Elastizität der Blätter aube- 
trisst, die Ernic des Vorjahres nicht uner- 
heblich zu übertressen. Außer dem Tabak hat 
die Station Stephansort in diesem Jahre aus 
lühn, welche im vorigen Jahre mit Tabak 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.