Vorlesungen des Dr. Luschan.
Herr Privatdozent Dr. Luschan an der
Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin wird
in dem kommenden Wintersemester lesen:
„Völkerkunde von Afrika mit beson-
derer Rücksicht auf die Deutschen
Schutzgebiele mit Demonstrationen",
und zwar jeden Dienstag und Donnerstog
von 2 bis 3 Uhr im Hörsaale des
Königlichen Museums für Völkerkunde,
Königgrätzerstraße 120.
Daneben wird Herr Dr. Luschan eben-
daselbst noch jeden Sonnabend von 3 bis
7 Uhr
„Anthropologische und cthnographische
Uebungen mit Berücksichtigung der Pho-
tographie und anderer Reproduktions-=
methoden“
abhalten.
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Titterarische Besprechungen.
Relazione generale politica ed am-
ministrativa della comwmissione
reale d’inchiesta sull' Eritrea
diretta a Sua Eccellenza il Mini-
stro degli alfari esteri.
Der italienische Staatsanzeiger hat in dem
Beiblalt zu seiner Nr. 277 vom 26. Novem-
ber v. J. unter obigem Titel den Bericht der
im vergangenen Jahre seitens des italienischen
Parlaments nach Afrika entsandten sieben De-
putirten veröffentlicht.
Der Bericht ist außerordentlich gründlich
und berührt fast ausnahmslos Fragen, die
auch für unsere ostafrikanische Kolonie von
Interesse sind, die jedoch wegen des großen
Umfanges des Berichtes hier nur gestreift
werden können.
Dem Bericht zufolge sind innerhalb der
Kolonie die Region des heißen und die Region
des gemäßigten Klimas zu unterscheiden; erstere
eignet sich hauptsächlich für die Viehzucht,
letztere für den Ackerbau, insbesondere den
Anbau von Cerealien (Durrha, Mais). In
Keren sind vortreffliche Weinpflanzungen, welche
jedoch sehr unter den Termiten zu leiden haben.
Unter der Leitung Franchettis sind auf dem
Hochplateau Obstgärten angelegt worden, in
welchen sich fast sämmtliche Pflanzen Europas
finden. Bohnen, Erbsen, Zuckerrüben geben
jährlich 5 bis 8 Ernten, und der Kultur der
Oliven, der Baumwolle, des Kaffees und
Tabaks eröffnet sich dort die größte Zukunft,
während Zuckerrohr der klimatischen Verhält-
nisse wegen nicht anbauungsfähig ist.
politischen Gründen zu empfehlen.
Die Zolleinnahmen der Kolonie, welche in
den letzten Jahren durchschnittlich 1 100 000 Lire
betragen haben, haben eine Tendenz zum Steigen
und sind nur während des Etatsjahres 1890,91
auf 900000 Lire, der Quarantäne in den
Monaten September, Oktober und November
wegen, zurückgegangen. Der Werth der Aus-
und Einfuhr beträgt jährlich etwa 1 644058 Lire,
bezw. 11414364 Lire.
Von besonderem Interesse ist nachstehende
Aufzeichnung der Summen, welche Italien vom
Januar 1885 bis Ende Juni 1891 auf die
Kolonie Eritrea verwendet hat:
Kriegsministerium 93524973 L.
Marineministeriim. 15654201.
Ministerium der auswär-
tigen Angelegenheiten 2799820.
Minislerium der öffentlichen
Arbeiten ... 699161-
Post-nnchlcgravtht-
Ministerium .1738638-
114386793 L.
Die Einnahmen der Kolonien haben seit
1886 bis Ende April 1891 6561 202,65 Lire
betragen. Davon sind 3684501,28 Lire für
die allgemeine Verwaltung und 2876701,37 L.
für öffentliche Bauten verwendet worden.
Die Kommission spricht sich dann für ein
Civilgonvernement aus und macht Vorschläge
bezüglich der Abgrenzung der Befugnisse des
Gouverneurs und des militärischen Oberbefehls-
habers unter Bezugnahme auf englische und
französische Verhällnisse.
Ferner berührt der Bericht im Einzelnen
verschicdene, bevorstehende öffentliche Arbeiten.
Besonders betont er die Nothwendigkeit der
Wiederherstellung der Eisenbahnlinie Massaua—
Saati; dieselbe bis Ailet, welches kein Mittel-
punkt für den Handel sei, zu verlängern, hält
er nicht für angemessen; jedoch sei eine Fort-
führung bis Keren aus kommerziellen und
Sei dies
der sehr großen Kosten wegen nicht ausführ-
bar, so müsse Massaua mit Keren durch eine
sahrbare Straße verbunden werden; auch
andere Straßen, welche näher bezeichnet werden,
seien anzulegen.
Den Wunsch einiger Kaufleute Massauas,
dessen Hafen für einen Freihafen zu erklären,
theilt die Kommission nicht, da die finanzielle
Lage der Kolonie es nicht erlaube, auf die
Zolleinkünfte zu verzichten.
Nach einer gründlichen Besprechung der
zukünftigen Gesetzgebung für die Kolonic, ins-
besondere bezüglich der Rechte an Immobilien,
schließt der Bericht mit einer Beleuchtung der
verschiedenen Kolonisationssysteme (Militär= und
Strafkolonien).