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Naulrichten aus den deullschen Schuhgebieken.
Deuksch-Dltafrikka.
Nachrichten von der Expedition des Raiserlichen
Gouverneurs.
Nach einem am 22. Januar in Dar-es-Saläm
eingetroffenen Briese des Gouverneurs v. Schele,
der vom 16. Dezember v. Is. Ulanga-Fähre datirt
war, hat seine Expedition nach der Vereinigung mit
der Abtheilung des Kompagnieführers Ramsays)
mehrere Orte der Masiti zerstört und war im Be-
griff, die Haupträuber Rubikira mtua und Pepo,
dessen Bruder von Namsay geschlagen worden ist,
zu züchtigen. Etwa am 22. Dezember gedachte Herr
v. Schele, den Ulanga aufwärts marschirend, bei
Kiwanga einzutreffen. Wenn Zeit vorhanden, beab-
sichtigte er, bis zum Nyassa vorzudringen, um die
Station Langenburg zu besichtigen. Der Gouverneur
beabsichtigt, an der Ulanga-Fähre, dem Ausfallthor
der Mafiti, nach Ablauf der Regenzeit eine Station
anzulegen.
Der Kompagnieführer Langhbeld
hat über seine Thätigkeit am Victoria-Nyanza der
Geschäftsleitung des deutschen Antisklaverei-Komitecs
nachstehenden Bericht erstattet:
Muanza, den 20. November 1893.
Nachdem ich am 7. Juni d. Is. in Muanza an-
gekommen war und die Geschäftsleitung über die
Unternehmungen des deutschen Antisklaverei-Komitees
übernommen hatte, theilte ich zunächst das Gesammt-
unternehmen nach den Aufgaben, die wir erfüllen
sollten, in eine rein militärische, welche durch Streif-
züge im Hinterlande einerseits dem Sklavenhandel
Einhalt thun, andererseits durch ihr Erscheinen unser
Ansehen stärken, und in eine friedliche Abthei-
lung, die durch den Ausbau der Station Neuwied
(Peterswerft) und die Ausnutzung der dortigen
Maschinen ihren fördernden civilisatorischen Einfluß
auf die Kultur des Landes ausüben sollte.
Durch verschiedene Verhältnisse war ich gezwun-
gen, in diesen ersten Anordnungen einige Verschie-
bungen eintreten zu lassen.
Die erste Abtheilung erfüllte ihre Aufgabe durch
ihren Marsch in dem westlichen Gebiete des Nyanza,
indem wir bei den einzelnen Sultanen unsere Flagge
zeigten. Hauptsächlich erwähnenswerthe Erfolge sind:
1. Die Ansiedelung der aus Uganda infolge von
Religionskriegen vertriebenen Waganda im deutschen
Gebiete. Es sind dies bis jetzt gegen 2000 fleißige,
arbeitsame Menschen.
2. Die Sicherung der aus Unyoro kommenden
Elfenbeinkarawanen.
*) Vergl. D. Kol. Bl. 1894, S. 65.
3. Die Gefangennahme von acht Sklavenhändlern
und Befreiung von einigen zwanzig Sklaven.
Unsere zweite Hauptaufgabe hat nicht minder
erfreuliche Resultate aufzuweisen. Leider erlitten
diese Arbeiten durch den Tod des Kapitäns Gemmer
eine zum Glück nur vorübergehende Stockung. Die
Leiter der Station Neuwied (Peterswerft) haben es
verstanden, mit den Eingeborenen in ein derartiges
gutes Verhältniß zu treten, daß Arbeiter sich von
allen Seiten zur Arbeit drängen und die Sultane
es als Beleidigung auffassen, wenn ihre Leute nicht
auf der Station mitarbeiten dürfen. Dabei sind die
Löhne niedrig.
Die der Station Neuwied unterstellten Segel-
boote haben die ganze Zeit zu thun gehabt. Theils
haben sie Lasten und Leute des Kaiserlichen Gouver-
nements befördert, theils habe ich sie mit Lasten
hiesiger Händler nach Uganda gesandt. Durch diese
Arbeit haben sie so viel Zeug verdient, daß wir zur
Bezahlung der für die Expeditionen nothwendigen
Träger nur sieben Gora Zeug brauchten. Auch hat
diese Arbeit die außer dem geschossenen Wild zur
Verpflegung des Expeditionskorps nöthigen Mittel
aufgebracht. In der Zwischenzeit erledigten die Boote
„Herrmann“ und „Wilhelm“ die Post und schafften
Bauntensilien, wie Holz, Papyrus und weißen Thon,
nach Neuwied (Peterswerst). An Bezahlung erhielt
ich für die Last fünf Doti ab Bukoba bis Uganda.
Leider mußte ich die letzten Gesuche um Beförderung
von Lasten abschlägig bescheiden, da einerseits wir
die Boote zur Rückbeförderung des Expeditionskorps
selber nothwendig brauchten, andererseits dieselben
dringend reparaturbedürftig waren. Wie sich aus
den gemachten Erfahrungen herausgestellt hat, sind
die Boote, besonders aber der „Fürst Wied“, zu
schwach für den Gebrauch auf dem See. Ich ge-
denke den letzteren durch Einsetzen eiserner Spanten
zu verstärken.
Mein europäisches Personal ist durch den Tod
Gemmers sowie durch den Abmarsch Dr. Lang-
helds und Nehlsens wieder bedeutend vermindert,
so daß ich einschließlich Lieutenants Schloifer nur
noch sieben Europäer zur Verfügung haben werde.
Infolge dessen habe ich leider meinen Plan, einen
Weg für Wagen nach Tabora zu bauen, aufgeben
müssen. Es kam noch hinzu, daß nach Ansicht des
hiesigen Sachverständigen Herrn Castell nur noch
zwei Wagen überhaupt gebrauchsfähig sind und
außerdem die angenblickliche Lage in Usukuma eine
längere Abwesenheit vom See meinerseits nicht
räthlich erscheinen läßt.