Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

mit einem französischen Reisenden Decle zusammen, 
der vor zwei Jahren von Capstadt aus eine Reise 
durch Afrika angetreten hatte und über den Nyassa 
und Tanganyika gekommen war. Von demselben 
hörten wir, daß Major v. Wissmann in Mfippa 
sei und den Rikwasee zu besuchen gedenke. Herr 
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gegenkommens bedeutete ich ihm, schleunigst für Essen 
und Tribut zu sorgen, da unsere Leute hungrig 
weren und bis jetzt drei Stunden nach dem Ein- 
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treffen noch nichts aus den Hütten hätten entnehmen 
dürfen. 
Muhosa versprach, sofort das Nöthige zu veran- 
Decle war in Ujiji für über einen Monat abge= lassen, hielt jedoch statt dessen eine große Barasa in 
stiegen, er hat von diesem einen guten Eindruck 
erhalten. 
Als Rumaliza von unserer baldigen Ankunft in 
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gewesen sein, Decle baldigst los zu werden, und 
stellte ihm infolge dessen Träger bis Urambo zu 
gonz geringen Preisen. Herr Decle ist mittler- 
weile über Tabora nach Uganda weitergegangen. 
Am 10. Juli 1893 setzten wir auf Rindenkanoes 
über den Malagarasi und erreichten Kamiramsowu, 
die Residenz des mächtigen Mtale I., Sultans der 
Landschaft Lugula im westlichen Uha, eine mit hohem 
Grase bestandene, baumlose Ebene von großer Aus- 
behnung. 
Mtale empfing uns vor seiner Boma, die erst 
im halbfertigen Zustande ist, und die er nur baute, 
um sein zahlreiches Vieh (500 bis 600 Stück) gegen 
Mtagaswa und seinen Bruder Mtale II. schützen zu 
lönnen. 
Die hier schwebende Angelegenheit wurde von 
mir ebenfalls friedlich geregelt. Mtagaswa kam mit 
meinem an ihn ausgesandten Boten in das Lager 
und brachte dort in Gegenwart des Gegners seine 
und Mtales II. Ansprüche auf den Thron vor, diese 
waren jedoch nicht stichhaltig, und somit befahl ich 
dem Mtagaswa und Mtale II., das Land zu verlassen 
und sich in Tabora anzusiedeln, denn anders würde 
der Krieg von Neuem angefangen werden, sobald ich 
den Rücken gedreht hätte. 
Am 14. Juli 1893 lagerten wir an dem Orte 
des Mtagaswa, es war auch Mtale II. dort anwesend, 
jedoch über und über mit Pocken bedeckt. Er war 
infolge dessen nicht im Stande, sofort das Land 
Ich ließ deshalb zwei zuverlässige 
zu verlassen. 
Tabora-Wali-Polizisten bei ihm, um ihn später dort- 
hin zu bringen und ihn vorderhand vor eventuellen 
Mordanschlägen seines Bruders zu schützen. Die 
Gesandten des Mtale 1. machte ich aufmerksam, daß 
ich mich bitter rächen würde, wenn ein Anschlag 
gegen das Leben und das Gut des Mtagaswa und 
Miale II. gemacht würde. Wie ich eben erfahre, 
sind Beide bereits im Urambo angelangt, somit mein 
Desehl befolgt und die Sache geregelt. 
Am 15. Juli 1893 marschirten wir bis Muhosa 
in nördlichen Uvinza. Meine schon zwei Tage früher 
vorausgeschickten Wanyamparas meldeten, daß Mu- 
hosa am Morgen mit einigen seiner Frauen ver- 
schwunden sei, angeblich um bald wieder zu kommen. 
Zu meinem größten Erstaunen kam Muhosa mit 
seinem Bruder und seiner Schwester zurück. Nach 
einigen Vorwürfen über sein Verhalten betreffs seiner 
Nachlässigkeit der üblichen Begrüßung und des Ent- 
  
unserer nächsten Nähe im Orte ab, zu der in ganz 
auffälliger Weise sich immer mehr und mehr bewaffnete 
Eingeborene von außen zuzogen. Da Muhosas 
jahrelang betriebene Schurkenstreiche mir längst be- 
kannt gewesen, und da ich ferner in den verschiedenen 
Hütten der Sultanssamilie genaues Beweismaterial 
für seine Räubereien gesammelt hatte, als: Messer, 
Gabeln, englische Missionsbücher in Kisten, viele 
enropäische Ausrüstungsgegenstände und verdorbene 
Instrumente, ferner von allen Wangwanern sofort 
als den ermordeten Arabern gehörende Wassen und 
sonstige Gegenstände und Ausrüstungen als: Bett, 
Slühle, Zelte, Teppiche u. s. w. u. s. w., beschloß ich 
dessen schleunige Festnahme. Ich ließ ihn zu mir 
bringen, um angeblich noch wegen des Essens zu 
verhandeln. 
Unserer Besprechung gemäß sorgte Lieutenant 
v. Bothmer dafür, daß genügend unbewaffnete 
Soldaten während des Schauri den Muhosa und 
sein Gefolge in unauffälliger Weise umstellten und 
auf ein gegebenes Zeichen wurde Muhosa und sein 
Bruder sowie einige seiner Wanyamparas ergriffen 
und gebunden. 
Muhosa hatte im Schauri direkt erklärt, er 
würde nichts bringen. Er sei sein eigener großer 
Herr und wohl zu nehmen, aber nicht zu geben 
gewöhnt. 
Der Bruder Muhosas, der mich bei der Fest- 
nahme überrennen wollte, um in die Hütte zu 
gelangen, vor deren Eingang ich während des 
Schauris gesessen hatte, wurde von mir durch einen 
Revolverschuß niedergestreckt. 
Muhosa, der in seinen Stricken vor Wuth 
schäumte, benahm sich während des kurzen Verhörs 
frech und verwegen. Er gestand mit groser Be- 
friedigung, daß er ein mächtiger Ruga-Ruga gewesen 
und die beiden Araber selbst niedergemacht und aus- 
geraubt hätte; so machte ich denn kurzen Prozeß und 
ließ ihn sowie drei seiner frechsten Wanyamparas 
durch die Soldaten an Ort und Stelle erschießen. 
Lieukenant v. Bothmer war inzwischen sofort 
mit einer Abtheilung aufgebrochen, um die umliegen- 
den Ortschaften zu stürmen, fand jedoch kaum Gegen- 
wehr. Die Ortschaften wurden eingcäschert und 
75 Gefangene, meist alte Weiber und Kinder, ein- 
gebracht. Unter den Gefangenen befanden sich eine 
Frau Muhosas und dessen ältester Sohn, ein 
12 jähriger ganz frecher und selten verdorbener 
Bengel. 
Des Abends wurden unsere Posten von Par- 
lamentären angerufen. Sie wurden für morgen 
bestellt und kamen dann auch mit grünen Büschen 
 
	        
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