Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

zeug zahlen und ich mußte mich noch glücklich schätzen, 
sie überhaupt zusammen bekommen zu haben. Die 
Araber verstehen es, den Europäern gegenüber ihren 
Vortheil zu wahren, doch ist in solchen Fällen nichts 
13 
und nicht unbedeutenden Einfluß in den Tanganyika= 
dogegen zu thun; man ist ganz machtlos. Der Preis 
Regierung ausgeübt wird, davon habe ich mich 
für Araberkarawanen würde per Boot bis Karema 
mr 8 bis 15 Gora je nach Größe und Güte be- 
wogen haben. Nach Ansicht der Araber und 
Nochosas (Steuermänner) sollte die Fahrt bei gerade 
berrschendem, slauem und unregelmäßigem Südwest- 
winde 10 bis 12 Tage dauern, eventuell auch bis: 
zu 20 Tagen; mit Zuhülfenahmec von Balschisch aber 
legten wir die Fahrt in acht Tagen zurück. Es 
lonnte nur nachts gefahren werden, von 5 Uhr nach- 
miltags bis 8 bis 10⅛ Uhr vormittags, und mußte 
sal ausschließlich gerudert werden. Die Ruder 
boben die Form und die Schaufelgröße von sehr 
langgestielten Kochlöffeln größter Gattung, auf viel 
Krastentwickelung sind selbe nicht eingerichtet. Das 
Segeln auf diesen Flachbooten ist besonders bei un- 
sätem Winde nur zeitweilig und dann selbst bei 
größter Vorsicht nur mit wirklicher Lebensgefahr 
möglich. Nur der kann die Leiden der Passagiere 
und Bedienungsmannschaften einer Tanganyikafahrt 
beurtheilen, der solche selbst durchleben mußte. Sie 
sind ganz danach angethan, Einem die hier wirklich 
zu sehenden Naturschönheiten der grotesken Uferland- 
schost zu vergällen. Man könnte sich ohne diese 
Leiden auf einen Gebirgssee der Schweiz versetzt fühlen. 
Nachdem ich eine Abtheilung Träger und Askari- 
boys von über 100 Mann, die in den Booten 
leinen Platz gesunden hatten, unter sicherem Gcleite 
von Msabas Waniamparas über Land durch die 
Gebirge in Marsch geseßt hatte, schiffte ich mich ein. 
Am 21. Augusl 1893 4 Uhr nachmittags lichteten 
wir die Anker und erreichten Karema den 29. August 
1893 abends 5 Uhr. 
Dort wurden wir von den katholischen Missionaren 
und dem bereits 14 Tage auf uns wartenden 
Kopitän Jacques freundlichst empfangen. Die 
#Väee#r hatten dafür Sorge getragen, daß die Sultane 
und Abgesandten der Umgebung und der am Wege 
zu passirenden Gebiete versammelt waren, selbst der 
Sultan von Mfipa schickte eine große Begrüßungs- 
deputation mit Geschenken, ich konnte daher die Ge- 
schäfte größtentheils bereits in Karema erledigen. 
Von den Missionaren erfuhr ich auch, daß der 
Laiserliche Kommissar Herr Major v. Wissmann 
dor einigen Wochen in Mfipa gewesen war und den 
Ritwasee besucht hatte, jedoch war Wissmann be- 
reits auf seinem Rückmarsche nach dem Niassa und 
lomte ihm die Nachricht nicht mehr übermittelt 
verden, leider war es mir daher nicht möglich, eine 
Zusammenkunft mit ihm zu haben, wie ich solche so 
sehr erhofft hatte. 
. Ueber das segensreiche Wirken der Missionare 
in Korema lann ich mich nur mit größter Hoch- 
achtung und mit größtem Lobe aussprechen. Daß 
sich diese im Laufe der Jahre eine Art Autorität 
  
Gebielen geschaffen haben, ist ja nur nakürlich, denn 
ohne diese hätten sie sich auf ihrem so exponirten 
Posten wohl nicht halten können; daß aber dieser 
Einfluß nur in loyalstem Interesse für die deutsche 
selbst mit größter Freude überzeugt und den Patres 
im Namen der Regierung auch meinen wärmsten 
Dank hierfür zum Ausdruck gebracht. 
Die Missionare Karemas baten um einen Schutz- 
brief und um die deutsche Flagge, um dieselbe, wie 
sie sagten, auf ihrem Missionsgebäude aufheißen zu 
können, neben dem Kreuze, als Zeichen ihrer loyalen 
Gesinnung zur deutschen Regierung und zur Be- 
lehrung ihrer Leute über deren Unterthanenpslicht. 
Am 4. September 1893 konnte die Expedition 
von Karema den Marsch nach Tabora antreten, und 
nachdem ich noch Gelegenheit hatte, die Sullane 
von Gongwe und Mpimbwe zu versöhnen und 
Beiden Schupßbriefe und Flaggen zu verleihen, ferner 
den Sultan von Mpimbwe zur Rückerstattung von 
erst jüngst in Msipa geraubten 20 Sklaven, da- 
runter Verwandte des Sultans von Mipa, zu be- 
wegen und somit den Kriegsgrund zwischen diesen 
beiden Sultanen aus dem Wege zu räumen, er- 
reichten wir Tabora nach über dreimonatlicher Ab- 
wesenheit am 25. September 1893, woselbst wir 
mit fliegender Fahne, unter klingendem Spiele und 
unter allgemeinem Jubel der gesammten Bevölkerung 
einmarschirten. Der unerwartete, großartige Empfang, 
welcher uns bereitet worden und an dem sich sämmt- 
liche Araber und Wangwaner Taboras betheiligt 
hatten, das nicht endenwollende Jubelgeschrei der 
Frauen und Kinder, die uns festlich gekleidet ent- 
gegengekommen waren und uns mit einem Negen 
von Matama überschüttet hatten, waren der Aus- 
druck der allgemeinen Anerkennung und Dankbarkeit 
für unsere erfolgreiche Friedensarbeit auf den seit 
Jahren gefürchteten und immer unsicherer werdenden 
Karawanenstraßen nach Ujisi und Karema. 
Zur Deckung der Expedition liegen auf der 
Station 51 Stück Elefantenzähne mit in Summa 
1969 Pfund gleich etwa 56 Frasila. Hiervon sind 
26 Stück auf dem Marsche vereinnahmt worden, 
und die übrigen 25 Stück auf der Station, jedoch 
größtentheils von Sultanen an der Ujjji= und 
Karemastraße, da ich denselben die geplante Ex- 
pedition nach Ujiji bekannt gegeben hatte. 
Seit Wiederübernahme der Stationsleitung durch 
mich haben folgende unabhängige Sultanate um den 
Schuß der deutschen Regierung und um die deutsche 
Flagge nachgesucht und erhalten: 
1. Urguru. 
Ujanzi. 
Mtaburu. 
u Mukigwa. 
Udala. 
u Mgombera. 
Puge. 
NJe#
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.