Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

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Oeffnen der Schoten vermieden werde. Drei Wochen 
genügen, um die Vanille auf diese Weise zu präpa- 
riren. Die erhaltenen Schoten sind schwarz und 
settig und haben einen reichen Gehalt an balsamischem 
Oel; ihr Geruch ist stärker als derjenige der auf 
Bourbon künstlich präparirten Vanille 
Eine ebenso einfache Art der Vanillezubereitung ist 
das Trocknen in der Sonne. Dieser Prozeß bedarf 
etwa zwei Monate. Die Schoten werden auf wollenen 
Decken, die auf eingerahmten Flechtwerken liegen, 
ausgebreitet und mehrere Tage der Sonne ausgesetzt; 
die Anzahl der Tage ist von der Intensität der 
Sonnenstrahlen abhängig. Länger als fünf bis sieben 
Tage dauert die Trockenzeit aber aucht. Hierauf 
werden die Schoten in Kisten, die innen mit Wolle 
ausgelegt sind, verpackt. In dieser Verpackung 
schwitzen die Schoten und erhalten allmählich eine 
schöne dunkele Farbe. Schließlich werden die Schoten 
dann nochmals für kurze Zeit der Sonne ausgesetzt 
und die Präparation ist beendet. 
Trot der Einfachheit dieser natürlichen Methoden, 
verdient doch die künstliche, wie welterhin gezeigt 
werden wird, den Vorzug, insbesondere schon weil zur 
Jeit der Ernte Wetter und Temperatur in Ostafrika 
ziemlichen Schwankungen unterliegen. 
Die künstliche Präparation der Vanille ist heute 
überall da eingeführt, wo die Vanille in regelrechter 
Kultur ist. Auch hier giebt es wieder mehrere Me- 
thoden; man könnte fast sogen, daß jeder Präparateur 
sein eigenes System hat. Es genügt jedoch, folgende 
Methoden zu unterscheiden: » 
1. Das Präpariren mittels Trockenofens. 
2. - mit kochendem Wasser. 
Die Methode des Präparirens der Vanille mit 
Benutzung des Trockenofens wurde zuerst in Mexiko 
angewendet und ist jetzt mit gutem Erfolge auch in 
ourbon und Manritius eingeführt. 
Die frisch geernteten Schoten werden zunächst der 
Größe nach sortirt. Hierauf werden sie in Packete 
von 1 bis 2 kg gepackt und mit Flanell oder wollenen 
Decken umwickelt. Danach werden die Packete in 
Bananenblätzer eingerollt und endlich in nasse Säcke 
eingenäht. 
Nachdem der Trockenofen geheizt worden ist, ent- 
fernt man alle Kohlen= und Aschreste und läßt ihn 
bis auf 70 bis 80 Grad Celsius abkühlen. Für 
Vanille, die auf trockenem Boden gezogen ist, empfiehlt 
sich eine Temperatur von unter 75 Grad; für Schoten, 
die aus feuchteren Lagen stammen, eine solche von 
über 75 Grad Celsius. —- 
Die in nassen Säcken eingenähten Packete von 
Vanilleschoten werden nun auf umrahmten Flechtwerken 
in den Trockenofen gestellt und verbleiben darin 24 
bis 36 Stunden. Die kleineren Schoten läßt man 
24 Stunden, die größeren dagegen 36 Stunden der 
Temperatur des Trockenofens ausgesetzt. Durch dieses 
Trocknen erhalten die vorher grünen Vanilleschoten 
eine schöne gleichmäßige schwarzbraune Farbe. Mit 
Flanell werden sie nun sorgfältig abgetrocknet und 
  
zwischen zwei Flanellen täglich während der helßesten 
Tagesstunden, also etwa von 9 Uhr vormittags bis 
3 Uhr nachmittags, auf umrahmten Flechtwerken der 
Sonne ausgesetzt. Hierdurch wird die Vanille zum 
Schwitzen gebracht und erhält gleichzeitig eine große 
Elastizität. Es ist dies der wichtigste Moment der 
Präparation. Eine gut präparirte Vanilleschote muß 
so elastisch sein, daß sie, um den Finger gerollt, von 
selbst in ihre natürliche Lage zurückkehrt. 
Nun wird die Vanille in den Trockenraum ge- 
bracht. Es muß dies ein gut geschlossener, mit 
Fenstern versehener Raum sein, welche während der 
heißen Stunden des Tages geöffnet werden. Rings 
an den Wänden sind Gestelle mit Fächern aus Draht- 
oder Flechtwerk zum Ausbreiten der Schoten in ge- 
nügenden Abständen angebracht, so daß die Luft gut 
cirkulwen kann. 
Auf dieses Draht= oder Flechtwerk wird nun die 
Vanllle ausgebreitet und bleibt eiwa 30 bis 40 Tage 
im Trockenraum. Die Schoten dürfen nicht zu sehr 
austrocknen, aber auch nicht feucht bleiben, denn im 
ersten Falle würden sie spröde werden und leicht 
brechen; im letten dagegen leicht weiß, von einem 
Fungus befallen werden. Bei beendeter Präparation 
muß die Vanille eine glänzend schwarze Farbe und 
eine glatte Oberfläche haben. Nun werden die Schoten 
in Seidenpapier gewickelt und in Blechkisten verpackt. 
Die Zubereitung der Vanille mit kochendem Wasser 
war früher in Mexiko bekannt, ist jedoch erst in 
Java, Mauritius und Bourbon zu größerer Voll- 
kommenheit entwickelt worden. Sie erfordert noch 
mehr Sorgfalt und auch größere Geschicklichkeit als 
das trockene Verfahren; indeß entschädigt das Produkt 
auch für die aufgewendete Mühe. 
Die Schoten werden in Körben in Wasser, das 
auf eine Temperatur von 85 bis 90 Grad Celsius 
erhitzt ist, eingetaucht und 15 bis 20 Sekunden unter 
Wasser gehalten. Einige Präparateure ziehen ein 
wiederholtes Eintauchen von jedesmal drei bis vier 
Sekunden vor. 
Das Wasser läßt man dann von den Schoten 
wieder abtropfen und bringt sie hierauf in einen auf 
35 bis 40 Grad Celsius geheizten Raum. Es genügt 
in der Regel, die Vanille eine Viertelstunde dieser 
Temperatur auszusetzen. Im Uebrigen ist dieses 
Verfahren genau so wie das vorige; im Allgemeinen 
geht die Präparation mit kochendem Wasser schneller 
als das trockene Verfahren, zehn Tage Aussetzung 
an der Sonne genügt. · « 
Einige Präparateure haben natürlich versucht, all 
diese verschiedenen Methoden dahin zu vereinfachen, 
daß sie nur die natürliche Präparation in der Sonne 
zur Anwendung brachten. Es gelang ihnen denn 
auch, innerhalb acht bis zehn Tagen präparirte Vanille 
fertig zum Versand zu erhalten. Man hat indeß 
zur Zeit der Vanillenernte selten zehn ganz gleich 
geeignete Tage; es würde also doch dem Zufall über- 
lassen bleiben, und die Vanille kann ebenso leicht 
mißrathen.
	        
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