Full text: Deutsches Kolonialblatt. VIII. Jahrgang, 1897. (8)

bereitens neben dem Farnibau zu ihrer Haupt- 
thätigkeit. 
Trotzdem glaube ich auf das Bestimmteste, daß 
ein Ausrotten der Kautschukliane, bisher der einzigen 
Pflanze, von der hier Gummi gewonnen wird, für 
absehbare Zeit nicht zu befürchten ist, obwohl trotz# 
aller Ermahnungen von der rohen Methode des 
Abschneidens der ganzen Pflanze bisher noch nicht 
abgewichen ist. « 
Das Gebiet, in dem die Liane vorkommt, ist ein 
zu großes und die Bevölkerung ist zu dünn, als daß 
ein Ausrotten in kurzer Zeit möglich wäre. Von 
den westlichen Randhoͤhen der Fetischberge übersieht 
man ein ungeheures zusammenhängendes Waldgebiet, 
aus dessen dunklen Massen sich nur wenige hellere 
Savannenpartien abheben. Dies Gebiet zieht sich 
im Westen die ganzen Buömberge bedeckend bis in 
die Nähe des Volta, nach Norden erstreckt es sich 
über Tribu hinaus und ein großer Theil der Fetisch- 
berge wird von ihm überzogen. Die Größe des 
Waldes zu schätzen, ist schwer, zumal seine Grenzen 
schwer bestimmbar sind; doch glaube ich, daß er in 
den Landschaften Nkunga, Likpe, Buem, Akposso, 
Kebn und Tribu über 100 Quadratmeilen bedeckt. 
Von diesem Wald, dem Ziel vieler Gummi- 
sammler und Händler, habe ich natürlich nur ver- 
schwindend kleine Theile durchstreifen können; da ich 
jedoch überall, wo ich gewesen bin, die Gummiliane 
ziemlich häufig gefunden habe und die Beschaffenheit 
des Waldes durchweg ziemlich gleichartig ist, so scheint 
mir die Annahme berechtigt, daß sie auch in dem 
größten Theil desselben vorkommt. 
Tief in das Innere des Waldes dringen die 
Gummisammler bisher selten ein, sie schneiden die 
Liane in der Nähe ihrer Wohnsitze, an den Wegen 
und den bequem zugänglichen Stellen. Wenn hier 
nichts mehr vorhanden ist, sind sie sehr geneigt, zu 
sagen, es gebe im Lande keinen Gummi mehr. Doch 
werden sie sich, einmal an das einträgliche Geschäft 
des Gummihandels gewöhnt, auch bald entschließen, 
tiefer in den unwegsamen Wald einzudringen. 
Die Kickxia alricana habe ich nicht überall 
gefunden, in einzelnen Distrikten dagegen ungemein 
häufig. Nach den geringen Erfahrungen, die ich 
bisher machen konnte, scheint sie ziemlich hohe An- 
sprüche an die Qualität des Bodens zu stellen; ich 
habe sie hauptsächlich in der reichen Vegetation der 
feuchten fruchtbaren Thäler und Falten der Berg- 
hänge gefunden. Ich habe zur Gewinnung von 
Gummi aus ihr überall angeregt, wie ich hoffe, mit 
Erfolg, doch entschließt sich der Neger ja nicht schnell 
dazu, etwas Neues zu versuchen. 
Ein fernerer Zweck der Reise war es, die Aus- 
saat und den Stand des von Herrn Wöckel s. Z. 
vertheilten Kaffee= und Gummisamens zu kontroliren. 
Leider war der Befund hier nicht günstig, die Kaffee- 
und Gummisaaten waren von den Eingeborenen 
liederlich behandelt und schlecht gepflegt, ich fürchte, 
es wird nicht viel aus ihnen werden. Die Einge- 
168 
  
borenen sind nicht weitblickend geung, um eine Frucht 
mit Eifer und Interesse zu behandeln, die ihnen erst 
nach einigen Jahren Gewinn verspricht, wenn nicht 
ein beständiger Druck auf sie ausgeübt wird. Einen 
solchen von der Station Misahöhe aus nachhaltig 
auszuüben, ist auf so weite Entfernung schwer durch- 
führbar. Ich habe nun dem Missionar Clerk in 
Worawora eine Last Saatkassce zur Vertheilung 
unter die in der Nähe der Mission wohnenden Ein- 
geborenen übersandt. Er versprach, die sorgsältige 
Behandlung desselben zu beaufsichtigen. 
Von Worawora aus besuchte ich die zu Bucm 
gehörige Landschaft Tapa, die insofern besonderes 
Interesse bietet, als sie die einzige im Bezirk Misa- 
höhe ist, die Kolakultur betreibt. 
Der Umfang derselben ist allerdings gering, die 
jährliche Ernte beträgt nicht mehr als 12 bis 
20 Lasten. Die Zucht des Baumes wird durch 
Stecklinge bewirkt. Ich fand die Bäume meist ver- 
einzelt in den Farmen und an den Wegen, sie sahen 
nicht besonders gut aus, waren ungepflegt und Vieles 
deutet darauf hin, daß die Ernte der Nüsse in roher 
Form durch Herunterreißen der Zweige stattfindet. 
Die Bäume waren bis 12 m hoch, die Krone, die 
in etwa 1 bis 2 m Höhe ansetzt, näherte sich, so- 
weit sie nicht gewaltsam deformirt war, der Kugel- 
gestalt. Der Kolabaum scheint mir eine ausgesprochene 
Lichtpflanze zu sein, ich habe ihn nirgends im 
Schatten gefunden. Es ist dies vielleicht ein Wink 
für die spätere Behandlung unserer hiesigen Kola- 
kulturen. 
Die von mir s. Z. dem Missionar Clerk über- 
sandten 1500 Kolanüsse sind von demselben meinem 
Rath entsprechend nahe an einem Bach gesteckt worden. 
Sie sind vorzüglich aufgegangen und gedeihen bei 
sorgfältiger Pflege augenscheinlich sehr gut. Ich habe 
Clerk gerathen, sie Anfang März in weitem Verband 
(3 bis 5 m) am Bachrand auszupflanzen, eine Me- 
thode, die ich bei den von Herrn Wöckel in Misa- 
höhe angelegten Kolasaatbeeten, die geradezu vor- 
züglich stehen, auch anwenden will. 
Umzug der Landeshauptmannschaft. 
Der Umzug der Kaiserlichen Landeshauptmann- 
schaft nach Lome ist Anfang d. Mts. bewerkstelligt 
worden. 
Deutsch-SZüdwelkafrika. 
Abschluß eines Wehrvertrages mit den Bastards. 
Ueber einen vom Distriktschef von Gibeon mit 
den Bastards von Grootfontein (Namaland) abge- 
schlossenen Wehrvertrag berichtet der Kaiserliche 
Landeshauptmann unter dem 3. Dezember v. Js.: 
Der Vertrag ist dem mit den Bastards von 
Rehoboth abgeschlossenen Vertrage ziemlich analog.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.