Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Usambaragebirges nicht vor, nur an einzelnen Rand- 
bergen sollen die Nebel gelegentlich lästig werden. 
In gesundheitlicher Beziehung möchte ich noch 
besonderen Werth darauf legen, daß das Gebirge 
reich an guten Quellen ist. Ueberall im Gebirge 
habe ich den in den Tropen so überaus seltenen 
Genuß gehabt, aus Quellen oder Bächen geschöpftes 
kryftallllares, kühles Wasser trinken zu können. 
Aus allen diesen Wahrnehmungen habe ich die 
Ueberzeugung gewonnen, daß das Usambaragebirge 
in der Höhe von 1200 m und darüber für die 
Besiedelung durch Europäer in gesundheitlicher Be- 
ziehung vorzüglich geeignet ist. 
Auch gegen die Begründung eines Sanatoriums 
in Westusambara lassen sich Bedenken vom gesund- 
heitliceen Standpunkte nicht geltend machen, sofern 
nicht andere Gründe, wie Entfernung von der Küste 
und deswegen schwere Erreichbarkeit dagegen sprechen. 
Nur möchte ich noch darauf aufmerksam machen, 
daß man bezüglich des Sanatoriums eine Illusion, 
welche bisher allgemein und auch von mir selbst 
gehegt wurde, ausgeben muß. Man nimmt nänmlich 
an, daß in einem hoch= und noch dazu in malaria- 
freier Gegend gelegenen Sanatorium die Malaria 
einen milderen Verlauf nehme, sehr hartnäckige 
Fälle leicht geheilt werden, Recidive nicht erfolgen 
sollen. Leider ist dies nicht der Fall. Meine Unter- 
suchungen über Malaria in Westusambara haben 
gezeigt, daß sich die Malaria im Hochgebirge in 
Bezug auf ihren Charakter nicht im Mindesten 
ändert, die Anfälle sind ebenso intensiv wie an der 
Küste und können im Gebirge ebenso tödlich werden 
wie dort. Recidive sind im Hochgebirgsklima gerade 
so häufig wie in der Ebene. Auch die Rekonvaleszenz 
geht im Gebirge nicht schneller vor sich als an der 
Küste. Mit Rücksicht auf Malaria hat es demnach 
keinen Vortheil, ein Sanatorium im Hochgebirgsklima 
zu begründen. 
Wenn die Besiedelung des Gebirges unter den 
jetigen Verhältnissen gelingen soll, dann müssen aller- 
dings noch gewisse Bedingungen erfüllt werden. 
Vuor allen Dingen müssen die Einwanderer so 
ins Gebirge befördert werden, daß sie weder beim 
nothwendigen Aufenthalt an der Küste, noch auf dem 
Wege zum Gebirge mit Malaria infizirt werden. 
Deß dies möglich ist, beweist meine eigene Expedition. 
Bei derselben befanden sich vier Europäer, und nur 
einer erkrankte, aber auch dieser höchstwahrscheinlich 
an einem Rezidiv und nicht an frischer Malaria. 
Kur vorher und gleich nachher waren dagegen fünf 
Trappisten denselben Weg gegangen und sämmtlich 
erkrankt. 
Ferner muß den Ansiedlern im Gebirge aus- 
reichende ärztliche Hülfe zur Verfügung gestellt 
werden, damit, wenn trotz aller Vorsicht Jemand nach 
seiner Ankunft an Malaria erkrankt, die Krankheit 
schnell und sicher beseitigt wird. 
Sollte man diese Vorsichtsmaßregeln unterlassen 
und die Einwanderung auf gut Glück hin vor sich 
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gehen lassen, dann könnte man Zustände und Kata- 
strophen erleben, wie ich sie von der Missionsstation 
Gare mitgetheilt habe. 
Allem Anscheine nach giebt es in Deutsch-Ostafrika 
noch ausgedehnte Gebiete, welche dem Usambara= 
gebirge analoge Verhältnisse darbieten und geeignet 
sein dürften, einen Theil des Auswanderungsstromes, 
welcher alljährlich von Deutschland ins Ausland ab- 
fließt und für das Mutterland jetzt dauernd verloren 
geht, aufzunehmen. Es wäre sehr zweckmäßig, wenn 
bei Zeiten diese Landstriche auf ihre gesundheitlichen 
Verhältnisse ähnlich wie Westusambara untersucht 
würden. 
Bericht über eine Reise des Bezirkshauptmanns 
Jobannes nach Kiboscho. 
Bezirkshauptmann Johannes berichtet aus Moschi 
unter dem 15. Februar d. Is. über eine Reise nach 
der katholischen Missionsstation Kiboscho (südlich des 
Kilimandjaro, vergl. Kol. Bl. 1897, S.659), wie folgt: 
Am 12. d. Mts. marschirte ich mit Premierlieu= 
tenant Merker nach Kiboscho, einer Einladung des 
zur Zeit dort weilenden Bischofs Herrn Allgeyer 
folgend. Unterwegs traf ich eine Gesandtschaft aus 
Groß-Aruscha mit den Häuptlingen Ndessekoi und 
Merai, die zur Bezeugung ihrer Unterwürfigkeit mit 
Geschenken kamen. Aus demselben Grunde kam mit 
ihnen eine Gesandtschaft derjenigen Massais aus 
Ngorongoro, die, meinen Anordnungen gehorchend, 
sich im Weidegebiet von Ngare Moton und Kisbugo 
niedergelassen hatten (der Ngare Motonbach liegt 
eine Stunde, der Kisbugobach sechs bis sieben Stun- 
den westlich von Groß-Aruscha). Bis vor Kurzem 
befanden sich bereits gegen 60 Massaikraale dort; 
nun aber ist in den letzten Tagen noch eine große 
Anzahl der unter dem Häuptling Tolito stehenden 
Massais dahin gezogen. Ein Neffe desselben, Cen- 
deo, sitzt noch auf der Hochebene in der Gegend von 
Serengeti. Eine Horde seiner Krieger hat vor 
Kurzem ohne sein Wissen und Willen einen Raubzug 
gegen die bei Groß-Aruscha sitzenden Massais unter- 
nommen und dabei etwas Vieh erbeutet. Als Cendeo 
davon erfuhr, ließ er sofort das Vieh zurückgeben, 
da er sonst eine Bestrafung fürchtete. 
Am 13. wohnten wir dem Gottesdienst auf der 
Mission bei, während welchem der Herr Bischof etwa 
100 schwarzen Christen die Firmung ertheilte. Der 
Erfolg der Mission ist in den letzten Monaten ein 
außerordentlich günstiger gewesen. Die Kirche ist 
immer voll (so waren z. B. heute 400 bis 500 
Menschen da), und die von Pater Luxg geleitete 
Schule in der Boma des Häuptlings Mlelia ist so- 
wohl vor= wie nachmittags sehr gut besucht. Auch 
die andere Arbeit schreitet schnell vorwärts. P. 
Rohmer hat die zum Bau einer neuen Kirche 
nöthigen Steine gebrochen und das erforderliche Bau- 
holz geschlagen, so daß voraussichtlich noch vor Ende
	        
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