Im Gebiet der Nyassa-Kompagnie ist die Aus-
fuhr gekochten Gummis verboten, so daß in dieser
Beziehung der Gummihandel in Jbo und Lindi
bezw. Mikindani auf gleiche Bedingungen gestellt ist.
Der Ausfuhrzoll in den deutschen Plätzen ist aber
doppelt so hoch. Wenn trotzdem die Ausfuhr in
Ibo zu Gunsten der anderen Plätze sinkt, so dürfte
dieser Erfolg den besseren Verkehrswegen im deutschen
Hinterlande zuzuschreiben sein.
Die Ausfuhr von Wachs in Ibo war im Jahre
1897 sehr beträchtlich und erreichte die Höhe von
2000 dz, bildete damit über die Hälfte der aus-
geführten Werthe.
Deutsche Interessen hatten an dem Handel in
Mozambique bezw. Parapat im Jahre 1897, wie
folgt, Theil:
Einfuhr: Ausfuhr:
Mk. 461 643 Mk. 698 167
Obige Zahlen umfassen etwa 25 PCt. der ge-
sammten Einfuhr und 50 pCt, der Ausfuhr, dagegen
mindestens 75 pCt. des Geschäfts, welches euro-
päischen Interessen unterliegt. In der Ausfuhr be-
zeigten französische Häuser besonderen Eifer und ver-
mochten auch einen Theil des Geschäfts sich zu
sichern. Die Einfuhr, soweit sie deutschen Interessen
unterliegt, hat mit 461 643 Mk. einen besonders
hohen Stand erreicht und erklärt sich durch größere
Bezüge der hiesigen Regierung, welche in Deutsch-
land gedeckt wurden, namentlich in Medikamenten,
Wafsen, kleineren Dampfbooten 2c.
Die allgemeine Geschäftslage hat sich nicht ge-
bessert. Durch die hohen Zollsätze des seit 1893
bestehenden Tarifs sind dem Handel schwere Ketten
angelegt und die europäischen Kaufleute den indischen
gegenüber in Nachtheil gestellt. Der Neger kauft
sast ausschließlich die spottbilligen schlechten Fabrikate,
die der indische Kaufmann in seiner Bedürfnißlosig-
keit mit einem minimalen Nuten abgiebt. In nicht
allzu langer Zeit wird der Lettere das Geschäft voll-
kommen monopolisiren, zumal er sich die wenigen
Artikel, für deren Bezug er auf Europa angewiesen
ist, direkt kommen lassen kann. Lediglich die finan-
ziellen Verhältnisse ermächtigen den Europäer, sich
noch einen gewissen Platz im geschäftlichen Verkehr
zu wahren, bittere Enttäuschungen bleiben ihm aber
gewöhnlich auch nicht erspart. Die Erfahrungen, die
sich aus der Handelsentwickelung dieses Distrikts
ziehen lassen, lehren mit aller Bestimmtheit, daß sich
das europäische Element nicht neben dem indischen
zu halten vermag, wenigstens nicht in solchen
Distrikten, wo der Handel sich meistens durch Aus-
tausch von Negerartikeln gegen Landesprodukte voll-
zieht. Der Inder arbeitet mit derselben Intelligenz
bei den minimalsten Lebensbedürfnissen und einer
größeren Widerstandskraft gegen klimatische Unbilden.
Der Stillstand, wenn nicht Rückgang im Handel
des Distrikts von Mozambique muß hauptsächlich den
sortwährenden Unruhen zwischen den Küstenstämmen
zugeschrieben werden, wodurch die friedlichen Neger
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im Innern zeitweise verhindert werden, ihre Produkte
an die Handelsniederlassungen an der Küste zu
bringen.
Die Geldverhältnisse der Provinz haben sich in-
sofern gebessert, als ein einheitliches Münzsystem,
das portugiesische, geschaffen worden ist. Der Kurs
folgt jetzt den Lissaboner Notirungen, während in
früheren Jahren, als noch ein gemischtes System
von Rupien und portugiesischem Silber bestand, der
indische Kurs mehr oder weniger maßgebend war.
Seit Einführung der portugiesischen Münzwährung
haben sich für den Kaufmann die Schwierigkeiten,
Rimessen anzuschaffen, sehr gesteigert, die hiesige
portugiesische Bank giebt nur Wechsel auf Lissabon
ab, die der curopäische Kaufmann ungern nimmt,
die für den indischen Händler aber ganz unbrauchbar
sind. Für Wechsel auf Bombay werden unter den
heutigen Kursverhältnissen bis 15 pCt. Agio bezahlt,
wodurch der Handel natürlich keine Belebung erfährt.
Die den Bedürfnissen am besten entsprechende Münze
ist jedenfalls die Rupie, welche ja auch von allen
übrigen ostafrikanischen Kolonien als Landesmünze
adoptirt worden ist.
Die Nyassa-Kompagnie besitzt das Verwaltungs-
recht über den Cap Delgado-Distrikt. Während
Ibo, der Hafenplatz des Distriktes, früher noch
unter direkter portugiesischer Verwaltung stand, ist
dasselbe jetzt der Kompagnie überlassen worden. Die
Thätigleit der Gesellschaft beschränkt sich lediglich
auf die Erhebung der Zölle und eine oberflächliche
Verwaltung des umfangreichen Gebietes durch wenige
Beamte. Mit dem Bau der geplanten Eisenbahn
nach dem Nyassasee, für deren Ausgangspunkt die
als Hasen vorzüglich geeignete Pembabay in Aus-
sicht genommen war, hat man noch immer nicht an-
gesangen. Die Kompagnie bestand bisher aus drei
verschiedenen Finanzgruppen, einer englischen, einer
französischen und einer portugiesischen. Die erstere
hat jetzt die französischen Ansprüche aufgekauft, so daß
die englische Gruppe, abgesehen von einer unbe-
deutenden portugiesischen Partei, als alleinige In-
teressentin auftreten kann.
Der Schiffsverkehr hat fast ausschließlich in den
Händen der Deutschen Ostafrika-Liniegelegen. 58 deutsche
Dampfer mit 151.035 t liefen hier im Jahre 1897 an,
dagegen nur 31 französische mit 35 842 t und
16 englische mit 26916 t. Die Konkurrenz ver-
mochte nur einen ganz geringen Theil des Fracht-
und Passagierverkehrs an sich zu ziehen, mindestens
58 desselben fielen den deutschen Dampfern zu.
Durch Vermehrung ihrer Flotte um zwei große
5000 t-Dampfer hat die Deutsche Ostafrika-Linie
noch mehr festen Fuß gefaßt, so daß sie in diesem
Jahre schon einen vierzehntägigen Betrieb durch-
führen kann und damit jeder Konkurrenz gewachsen
ist. Die Linie ist noch im Besitz des Kontraktes mit
der portugiesischen Regierung behufs Beförderung
ihrer Beamten.