Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Nothbehelf bleiben. Man tränkt zu dem Zwecke 
Watte mit etwa 15 prozentiger Karbollösung, drückt 
dieselbe soweit aus, daß sie nicht mehr trieft, und 
stopft sie durch den Schlund und After in den Vogel 
ein, wobei darauf zu achten ist, daß die Federn nicht 
mit Karbol benetzt werden, da dieses die Farben 
zerstört. Es empfiehlt sich ferner, die Augen von außen 
aus ihren Höhlen vorsichtig herauszuheben, was einige 
Uebung erfordert, damit die Federn der Augengegend 
nicht durch ausfließendes Augenwasser benetzt und 
verklebt werden; oder man bindet etwas feuchte Kar- 
bolwatte auf die Augen, da hier leicht Fäulniß ent- 
steht. Das so behandelte Objekt hängt man an einem 
luftigen Ort am Schnabel auf, streicht das Gefieder 
glatt und achtet darauf, daß letzteres während des 
Trocknens glatt am Körper anliegt. Nach wenigen 
Tagen ist der Vogel mumifizirt und in diesem Zu- 
stande zum wissenschaftlichen Bestimmen brauchbar, 
wenngleich ein solches Präparat einen guten Balg 
nicht ersetzt. 
Neben der Balgsammlung ist eine solche von 
Spirituspräparaten für anatomische Zwecke 
anzulegen. Dazu öffnet man mit einem kurzen Schnitt 
die Bauchhöhle des Vogels, um das Eindringen des 
Alkohols in den Körper zu erleichtern, und legt den 
Körper dann in 60 proz. Spiritus, welcher nach einer 
Woche erneut wird. Diese Spirituspräparate er- 
halten die auf Pergamentpapier geschriebene 
Nummer einer Liste, in welcher man Angaben über 
Fundort, Datum und sonstige das Objekt betreffende 
Bemerkungen verzeichnet. 
Auch Rohskelette von Vögeln sind erwünscht. 
Solche können aber nur angefertigt werden, wenn 
der Sammler entweder den betreffenden Vogel sicher 
bestimmen oder gleichzeitig Bälge derselben Art 
sammeln konnte, auf welche durch den Begleitzettel 
des Skelets zu verweisen ist. Zur Herrichtung von 
Rohskeletten hat man nur nöthig, die Haut abzuziehen 
und die Eingeweide sowie stärkeren Muskeln zu ent- 
fernen. Die übrigen am Skelett haftenden kleineren 
Fleischtheile kann man antrocknen lassen. Ein Vergiften 
der Skelette vermittelst Arsenik zum Schutze gegen 
Insektenfraß ist unzweckmäßig, weil dadurch das 
spätere Maceriren derselben erschwert oder verhin- 
dert wird. 
Sehr wichtig ist das Sammeln von Vogeleiern. 
Zur Entleerung werden dieselben inmitten einer Seite 
vermittelst eines dazu geeigneten Bohrers angebohrt 
und mit Hülfe eines gebogenen Röhrchens ausgeblasen. 
Man versieht sodann die Eier vermittelst eines feinen 
Pinsels und schwarzer oder besser rother Tusche mit 
einer Nummer, und zwar die zu einem Gelege ge- 
hörigen (demselben Rest entnommenen) mit der gleichen 
Nummer sowie mit dem Fundort und Datum des 
Sammeltages. Die Nummern stimmen mit einem 
Verzeichniß überein, in welchem der Name der Vogel- 
art und Näheres über den Fund (Stand des Nestes) 
angegeben ist. Eier haben ohne Kenntniß der Vogel- 
art, welcher sie angehören, wenig Werth. Daher sollte, 
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wenn die Art nicht sicher bestimmt werden konnte, 
stets der zugehörende Vogel als Balg beigefügt 
werden; jedoch muß der Sammler die Zugehörigkeit 
durch eigene Beobachtung feststellen und darf sich 
in dieser Hinsicht nicht auf die Angabe von Einge- 
borenen verlassen. Beim Neste fängt man den Vogel 
am besten vermittelst vorgehängter Schlingen aus 
Pferdehaaren. 
Nester ersordern keine besondere Zubereitung 
für die Sammlung. Man hebt sie aus dem Gezweige 
heraus, noch besser schneidet man die Zweige, an 
welche sie angewebt sind, mit ab. Ist die Bauart 
sehr locker, so empfiehlt es sich, das Nest mit dünnem 
Bindfaden zu umbinden. 
Sehr wichtig sind Beobachtungen über die Lebens- 
weise der Vögel, Aufenthalt, Nahrung, Stimme, Brut- 
geschäft, Brutzeit, Flugweise, Zugverhältnisse. Jede 
derartige Beobachtung, mag dieselbe noch so unbe- 
deutend erscheinen, ist in das Tagebuch unter der 
Nummer des zugehörenden Balges einzutragen. Solche 
Notizen haben denselben Werth wie die kurzen Be- 
merkungen, mit welchen ein Reisender die Eindrücke 
über Land und Leute in seinem Tagebuche verzeichnet. 
Aus ihnen lassen sich später ganze Lebensbilder zu- 
sammenstellen. (Fortsetzung folgt.) 
  
Eingänge verschiedener Lammlungen bei der botanischen 
Centralstelle in Verlin. 
Der botanischen Centralstelle gingen in letzter 
Zeit zu: 
1. Eine Sammlung Hölzer. — Sie ist auf An- 
weisung des Premierlieutenants Brosig durch den 
Förster Bruchmann in Kilossa zusammengebracht 
worden und hat darum einen ganz besonderen Werth, 
weil ihr nicht nur erläuternde Angaben, sondern 
auch Blatt= und Fruchtproben der betreffenden Bäume 
beigegeben waren. Die letzteren konnten auf diese 
Weise fast alle bestimmt werden, und haben sich dabei 
auch einige neue Arten ergeben. Die Resultate 
einer eingehenderen Untersuchung der Sammlung 
werdem demnächst im Notizblatt des botanischen 
Gartens und Museums veröffentlicht, ebenda später 
auch die Ergebnisse einer Qualitätsprüfung der 
Hölzer gebracht werden. 
2. Ein Wardscher Kasten mit lebenden Pflanzen 
von der Kulturstation Kwai in Usambara und ein 
zweiter desgl. von dem Besitzer der Friedrich Hoff- 
mann-Pflanzung, Regierungsbaumeister Kurt Hoff- 
mann in Useguha. Der überwiegende Theil des 
Inhalts beider Kästen konnte als gesund und wachs- 
thumsfähig in die Kulturhäuser des botanischen 
Gartens verpflanzt werden. Besonders willkommen 
waren eine Anzahl schönblühender Zwiebelpflanzen 
und Orchideen, eine Dracaena usambarecnsis, 
Secchium edule (Chou-chou) und junge Exemplare 
des Mulabaumes, der nach diesen als das gewiß 
sehr werthvolle Nutzholz liefernde Parinarium 
Salicifolium Engl. erkannt wurde.
	        
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