Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Die Hauptaufgabe der Mission in den nächsten 
Jahren muß die innere Bertiefung sein, vor Allem 
durch reifliche Unterweisung im Worte Gottes, dann 
aber auch durch Hebung des Schulwesens, Heran- 
ziehung gründlich gebildeter eingeborener Mitarbeiter, 
Erziehung auch des weiblichen Geschlechts. Bei der 
Bevölkerung ist viel Verlangen nach Schulen; 
die Kostschulen in Lobethal und Bonaberi gedeihen, 
und über die Schüler beider erhalten wir günstige 
Berichte. Lobethal hat eine schöne Kakaopflanzung 
mit 3000 Bäumen und durfte eine Erstlingsernte 
von 130 Pfund Kakaobohnen einsammeln. In Bo- 
naberi ist im Anschluß an die Mittelschule ein kleines 
Seminar für künftige Missionsgehülfen eingerichtet 
worden, in dem eine eingehendere Unterweisung, als 
sie in der Mittelschule möglich war, gegeben werden 
soll. Der im Dienst stehenden Gehülfen nahmen sich 
unsere Brüder durch Fortbildungsunterricht an. Die 
dritte Erziehungsanstalt in Buea ist noch klein. Zur 
Heranbildung von Handwerkern wirkt unsere 
Schreinerei in Bonaku mit 10 Lehrlingen, die den 
verschiedenen Stationsgebieten angehören. 
Es mögen noch einige Mittheilungen über ein- 
zelne Stationsgebiete solgen. Im Gebiet von Man- 
gamba verdanken wir dem Eifer des Christen Simeon 
Ebele von Susa einen schönen Anfang in drei 
Dörfern von Susa. Gottesdienst und Schule 
werden dort eifrig besucht. Durch Vermittelung der 
Missionen und des Lehrers Koto konnten Streitig- 
keiten zwischen einigen Ortschaften wenigstens theil- 
weise beigelegt und 19 widerrechtlich weggefangene 
Weiber, dazu einige Kinder, befreit werden. Diese 
Vermittelungsversuche wurden im Eirnverständ- 
niß mit dem Herrn Kanzler gemacht. Die 
Außenstationen haben sich im Aboland vermehrt. 
Das freiwillige Missionswerk der vereinigten Abo- 
gemeinden gedeiht. Von den durch sie eingerichteten 
Außenstationen Mpobo und Nkan konnten einige Leute 
bei Einweihung der Kapelle in Mpobo getauft 
werden. Die Gemeinden haben über 1000 Mk. zu- 
sammengebracht, von denen sie drei Lehrer besolden, 
dagegen geht es in Bodiman und im Wurigebiet 
nicht voran; manche Gemeinden kommen zurück, 
manche verschwinden. Der leidige Handel, heißt es 
mit Beziehung auf sie, besonders der Schnaps ver- 
dirbt Alles. Die im Bau begriffene Station Bombe 
am Mungo zählt schon 130 Gemeindeglieder und 
9 Außenstationen und eine große Schaar Tauf- 
bewerber. Sie hat besonders unter den ackerbau- 
treibenden Balong ein empfängliches Arbeitsfeld. 
Die Arbeit in Viktoria entwickelt sich langsam, 
doch konnten einige junge Leute getauft werden, 
darunter ein Erstling aus dem Stamme der Balundas. 
Während es in Boana betrübt steht, haben sich die 
Außenstationen Bwenga und Bonabile gehoben. 
Im Stationsgebiet Buea unter den Bakwiri des 
Gebirges ist an einigen Orten der Wunsch nach 
einem Lehrer erwacht und die Bereitwilligkeit, am 
Bau einer Kapelle mitzuhelfen. 
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Die neue Station Edie, auf der Jürshöhe an 
den Wasserfällen des Sannaga prachtvoll gelegen, 
hat gleich zu Anfang 10 Außenstationen bekommen, 
die noch von Lobethal aus gegründet wurden. Ihr 
Arbeitsgebiet umfaßt die Stämme der Edie, der 
Ndokok, der Mangala, der Yabi und der Ndogo- 
besol. Der letztgenannte sei der bedeutendste. Durch 
einen friedlichen Charakter zeichnen sich die Yabi aus, 
unter denen auch die Weiber einen besseren Eindruck 
machen und die sich durch größere Ordnung und 
Reinlichkeit empfehlen. Der von der Regierung ver- 
botene Götzendienst des Mungi, der manches Menschen- 
opfer fordert, steht noch in Blüthe. Die Wahrsager 
und Zauberer üben noch ihre Tyrannei unein- 
geschränkt, und ihr Spruch entscheidet manchmal 
über Leben und Tod eines Menschen. Christen 
giebt es in diesem Stationsgebiet noch wenig, aber 
eine ziemliche Zahl Schüler und einige Taufbewerber, 
lauter junge Leute. Mitunter kommen von ent- 
fernten Orten Bitten um Lehrer. - 
Was endlich noch die am tiefsten ins Innere 
eingeschobene, gleich Bombe erst im Bau begriffene 
Station Nyasoso im Rkosiland betrifft, so bietet sie 
ein von dem aller anderen Stationen verschiedenes 
Arbeitsfeld dar. Die von der Küste ausgehende 
Kulturbewegung ist noch nicht dorthin gekommen sie 
beginnt erst seit der Niederlassung der Mission dort- 
hin zu dringen. Dazu befindet man sich dort in 
einem Sprachgebiet, auf dem mit Duala nicht viel 
auszurichten ist. Mission und Kultur sind dort 
noch etwas ganz Neues. Deswegen schreitet die 
Arbeit noch langsam voran. Die Kraft der 
Missionare ist noch sehr durch das Bauen und durch 
Erlernung der RNkosisprache in Anspruch genommen. 
Die Missionare leiden unter den Diebereien der 
Wilden, welche die Missionare möglichst auszunutzen 
suchen. Ausgedehnt konnte die Mission noch nicht 
werden. Die Stadt Sundam hat sich ihr aus Eifer- 
sucht auf Nyasso verschlossen. 
Es mögen noch die Mittheilungen der Gesell- 
schaft über ihre bekanntlich von der englischen Gold- 
küste aus geleitete Mission im hinteren Togoland 
folgen: 
Blicken wir auf das Land jenseits des Volta 
mit der Hauptstation Anum, das in weiter Aus- 
dehnung von Akwamu im Süden bis nach Kratschi 
einerseits und Ketschenke in Adele andererseits im 
Bereich unserer Mission liegt, so ist bier der 
wachsende Einfluß des Christenthums unverkennbar. 
Weist doch das Voltagebiet 178 Heidentaufen auf. 
In Kpando im deutschen Gebiet wirkt der in einem 
früheren Jahresbericht (1896) schon erwähnte wackere 
Aelteste Georg Amuna mit seinem Herzen voll 
Liebe für seine Volksgenossen in Segen. Auch in 
der nördlichen Landschaft Boem, wo Br. Clerk von 
Worawora aus arbeitet, zeigen sich kräftigere Wir- 
kungen des Christenthums. Br. Clerk schreibt: 
Das Volk ist vom Worte Gottes erfaßt; der Glaube 
an die Fetischpriester wankt, die Fetischtänze werden
	        
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