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achrichten aus den deutschen Schuhgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
eufsch-Dltafrika.
Aus dem Bezirk Pangani
berichtet Bezirksamtmann Dr. Neuhaus über eine
an die Süd= und Westgrenze des Bezirks und zu
den Hauptwohnplätzen der Waseguha und Wangun
unternommene Reise. Dieselbe führte größtentheils
durch schon bekannte Gegenden, und wir beschränken
uns deshalb auf die Wiedergabe des nachstehenden
Auszuges aus dem Berichte:
In Mkwaja wurde das alte Fort, welches jetzt
als Nebenzollamt dient, besichtigt und dann der
Gemeindeschule ein Besuch abgestattet. Der Lehrer,
ein Sohn des Jumben, führte etwa 30 im Schreiben,
Lesen und Rechnen vortrefflich unterrichtete Knaben
vor, welche die Bildungsfähigkeit der Waseguha in
einem recht günstigen Lichte erscheinen ließen. Einige
slott gesungene Lieder mit deutschem bezw. Suaheli-
Text und eine Prämitrung der Schüler in klingenden
Pesa bildeten den Schluß der Vorführung. Nach
zweieinhalbstündigem Weitermarsch wurde der Akama
durchwatet. Dos nunmehr auftauchende Buyunimkun
des Jumben Mtungasi ist interessant wegen seiner
Baureste aus vergangener Zeit. Es muß hier
ehemals eine stattliche Araberansiedelung vorhanden
gewesen sein. Daraufhin weisen die Ruinen von
Befestigungen und Moscheen mit zum Theil noch
erhaltenen Ornamenten und Inschriften. Das Grab
eines gewissen Rashid bin Khalfan zeigt die Jahres-
zahl 1200 nach der Flucht Mohammeds, ist somit
etwa 100 Jahre alt.
In Homsfureta, in der Landschaft Kwa Manda,
lagerten wir bei dem Jumben Mweruguru. Sein
Dorf wurde am 13. März 1898 von dem damaligen
Oberführer Major Freiherrn v. Manteuffel, unter-
stützt von den Kompagnieführern Leue und Podlech,
im Sturme genommen und zerstört. Mweruguru
gab sich alle Mühe, seiner Botmäßigkeit Ausdruck
zu verleihen, und überbrachte die üblichen Ehren-
geschenke. Groß= und Kleinvieh war in stattlichen
Heerden sichtbar. Neben andern Eingeborenenkulturen
wird viel Tabak gebaut, der auf dem rothen Boden
Kwa Mandas gut fortkommt. Mit dem Eintritt in
die benachbarte Landschaft Kimbuguru stellte sich
Jumbe Makame zur Begrüßung ein.
eines Karawanen-Rasthauses wurde ihm dringend
ans Herz gelegt. In nöärdlicher Richtung führte
uns der Weg weiter durch die saubere Landschaft
Poso des weiblichen Jumben Kore nach Negero kwa
Rusiro. Felsenhügeliges Terrain wechselt ab mit
gut bebauten Feldern. Die Aufmerksamkeit der
Träger erregt hier eine besonders große Art Maniok,
ähnlich der von Réunion in Deutsch-Ostafrika im-
portirten. Die Tabakstanden erreichen hier eine
erstaunliche Höhe.
Der Bau
—
In Vulala fesselt auf dem Platze vor dem Dorf
den Blick des Ankommenden ein Europäergrab mit
gemauerter Fassung, eingefriedigt mittelst wohl-
riechender Patakuvahecke. Ein Granitsockel mit
schwarzer Marmorplatte trägt die Inschrift: „Franz
Kielmeyer, Premier -Lieutenant der Kaiserlichen
Schutztruppe 1893—1898, geboren am 11. Juni
1864, gefallen am 1. Februar 1898“. Das Grab
liegt am Fuße des schroff aufragenden Kagari. Die
schöne Lage und Sauberkeit der Grabstätte eines
mir aus früherer gemeinsamer afrikanischer Dienstzeit
unvergeßlichen Offiziers übertraf meine Erwartungen.
Die Felder der Dorfbewohner liegen in Thalmulden
zwischen den Bergen versteckt, von denen der
Muhindulo, Gangcha und der spitze Malekera be-
merkenswerth sind. Die Ernte des letzten Jahres
war reichlich ausgefallen.
Zwecks Behebung einer Grenzschwierigkeit, deren
Gegenstand einige vom Nachbarbezirk Bagamoyo
beanspruchte Hütten bildeten, wurde nunmehr ein
zweitägiger Rundmarsch über den Meziha nach
Mgambo, zur Mziha-Lukiguramündung durch die
Landschaft Konje und zurück unternommen. In
westlicher Richtung führt die Straße uns weiter an
der Südseite des langgestreckten Gebirgsstocks Wam-
bala. Nach Ueberschreitung des Msarabachs kündigen
ausgedehnte Korn-, Bohnen-, Bananen-, Mais= und
Tabakselder die Nähe des Dorfes Usentiro des
Jumben Mwechaga an. So herzlich der Empfang hier,
so kühl ist er anfangs im nächsten Dorfe Mahazi kwa
Ngage, dem Ziel unserer Tagereise. Jumbe Zungwa
hat sich mit sämmtlichen zwei= und vierbeinigen
Dorfinsassen in den Busch zurückgezogen. Erst am
Spätnachmittag getraut er sich, offenbar auf Zureden
seines aufgeklärten Nachbarn, aus dem Versteck
heraus und gesteht verlegen ein, seit Jahren keinen
Europäer mehr bei sich gesehen zu haben. Am
Abend ist die Freundschaft bereits soweit gediehen,
daß wir, ohne Widerspruch zu finden, die Pallisaden=
pfähle der Dorfbefestigung ausheben und im Lager
als Brennholz verwenden können. Der rothe Boden
Mahazis ist ziemlich fruchtbar. In seiner Nähe
fand sich wilde oder verwilderte Baumwolle von
guter Qualität. Am nächsten Tage wird via Maniata
der Binda erreicht und daselbst sestgestellt, daß der
bisher als Grenze gegen den Nachbarbezirk Bagamoyo
angenommene Kikoo nicht in den Mjonga mündet,
vielmehr nur ein Quellbach des Binda ist. An der
Mündung des Letzteren in den Mjonga liegt auf
einer Anhöhe das Dorf Mabinda. Die Straße
führt in westlicher Richtung hoch am Rande des
Thales entlang, in welchem der Mjonga dahinrauscht,
nach Kidundi. An den Abhängen findet sich vielfach
eine Agavenart, Konge genannt, aus welcher die
Eingeborenen eine haltbare Faser gewinnen und zu
Stricken verarbeiten.
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