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„1. Bei fast allen Negerkindern kommen schon sehr wesentlich einwirkt, wie in Kamerun gezeigt
in der frühesten Jugend zahlreiche Malariaparasiten
im Blute vor, ohne daß ihr Allgemeinbefinden ge-
stört oder die Körpertemperatur erhöht wäre; vielfach
selbst, ohne daß jemals Fieberbewegungen voraus-
gegangen sind.
2. Eine Milzvergrößerung ist dann meist vor-
handen, kann aber auch fehlen.
3. Die Immunität gegenüber den Schädigungen
durch die Entwickelung des Malariaparasiten ist also
in vielen Fällen eine angeborene.
4. Auch etwa die Hälfte der erwachsenen Neger
führt noch den Malariaparasiten, ohne daß er die
gewöhnlichen Krankheitserscheinungen hervorruft.
5. Auch die erwachsenen Neger zeigen Milz-
tumoren, zum Theil von außerordentlicher Größe,
und zwar zu 62 pCt. Ebenso häufig findet sich
Anämie bei ihnen.
6. Der erwachsene Neger leidet also ebenso viel
oder wenig unter der Malaria als das Negerkind.
7. Die Pathogenese des Fieberanfalls bei den
Negern bedingt, daß bei zweifellosen Malariafiebern
die Parasiten im peripheren wie im Milzblut sehr
häufig fehlen (in zwei Dritteln der Fälle).
8. Das Vorhandensein oder Fehlen von Parasiten
im Blut ist deshalb beim westafrikanischen Küsten-
neger für die Diagnose einer Gesundheitsstörung
nicht zu verwerthen.
9. Die Voraussetzungen für Ausrottung der
Malaria durch Unterbrechen des Entwickelungskreis-
laufs ihres Erregers im Menschen entbehren dem-
nach ihrer Grundlage. — Nicht nur „Kranke" führen
Parasiten, sondern eine ganz ungeheure Menge von
Kindern und Erwachsenen, die sich dabei des denkbar
besten Wohlseins erfreuen und jeden „heilenden“
Eingriff ablehnen würden.
Erfolg könnte also nur von zwangsweiser Durch-
führung allgemeinen Chiningebrauchs bei der ganzen
Bevölkerung einer Malariagegend erwartet werden,
die selbstverständlich absolut unmöglich ist.
10. Wenn andererseits anerkannt wird, daß ein
Schutz des Individuums durch Verwahren der
Wohnräume mit Drahtgittern und Gebrauch von
Mückenschleiern, Handschuhen 2c. sich mindestens in
tropischen Gegenden, welche der Kultur eben erst
erschlossen sind, auf Reisen und Expeditionen kaum
lemals in wirksamer Weise und in genügendem Um-
sang wird durchführen lassen, während eine Ver-
tilgung der Mücken in größeren Landstrichen erst
recht ausgeschlossen erscheint, so wird man die Hoff-
nung aufgeben müssen, den gesundheitlichen Charakter
einer Gegend mit diesen Mitteln schneller und wirk-
samer auf die Dauer zu verbessern, als es seither
durch Drainage, Bodenkultur, zweckmäßige Woh-
nungen 2c. überall geschah.
Für den persönlichen Schutz des Individuums
bleibt uns demnach allein die Immunisirung durch
systematische Chininprophylaxe, deren ausgedehnte
Anwendung auch auf die Gesammterkrankungsziffer
werden konnte.
11. Eine strenge Sonderung der Malariaparasiten
in drei oder vier konstante Arten läßt sich nicht auf-
recht erhalten. Es handelt sich vielmehr um drei,
bezw. vier typische, mehr oder weniger beständige
Formen, die derselbe Parasit je nach den besonderen
Verhältnissen annimmt, unter welchen er sich ent-
wickelt, und die in einander übergehen können. Diese
Formen werden durch das verschiedene Maß be-
dingt, in welchem sich einerseits die Vakuole, anderer-
seits Kern und Plasma an der Größenzunahme des
Parasiten bei seiner Entwickelung betheiligen.“
Dr. A. Plehn tritt damit erneut für die Chinin=
prophylaxe ein, deren hervorragende Bedeutung immer
mehr anerkannt wird. Nach Plehn') erwirbt der
Europäer durch systematischen Chiningebrauch — in
Kamerun nach Plehn jeden fünften Tag ½° g —
eine relative Immunität gegen Malaria. Die ge-
sammte Erkrankungsziffer der so Immunisirten sinkt
nach seiner Erfahrung unter die Hälfte, die Zahl
der ernsteren Erkrankungen auf weniger als ein
Viertel der sonft beobachteten. Wird Chinin von
der Ankunft am Fieberherd ab regelmäßig genommen,
so soll sich dieses Verhältniß noch günstiger gestalten.
Schwere, lebensgefährliche Erkrankungen und Kom-
plikationen sollen nach längerer gewissenhafter Durch-
führung der Prophylaxe nur außerordentlich selten
vorkommen.
Roloniallrankenbaus in LCißabon.
Durch Gesetz vom 24. April d. Is. ist die Ein-
richtung eines Kolonialkrankenhauses in Lissabon be-
stimmt worden, das zur Behandlung der aus den
portugiesischen Kolonien zurückkehrenden Beamten,
Offiziere und Soldaten dienen soll. Im Zusammen-
hange mit dem Krankenhause soll zur Ausbildung
der Kolonial= und Marineärzte theoretischer und
praktischer Unterricht in der Tropenkrankheitskunde
stattfinden, wofür Lehrstühle für Pathologie und
Klinik, für Hygiene und Klimalehre und für Bakte-
riologie und Parasitenkunde errichtet werden.
Moskitos auf Schiffen.
Ueber Malariaerkrankungen, die unter einer mit
dem Lande nicht in Berührung gelommenen Schiffs-
besatzung beobachtet wurden, schreibt der deutsche
Arzt Dr. Friedrichsen in Sansibar:
Wie weit Moskitos über Wasser fliegen können,
zumal wenn von Land her Wind weht, zeigen die
von mir im März beobachteten Malariafälle, welche
auf der Bark „Marco Polo“ vorkamen. Vier Mann
der 24 Personen betragenden Besatzung erkrankten
ziemlich schwer an Malaria, obwohl die Mannschaft
nicht an Land kam. Der Kapitän theilte mir mit,
6 *) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 287.